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USA, der Schweiz und Österreich strömen Zehntausende zu seinen Veranstal-
tungen.
João de Deus bezeichnet sich als Kardecist, er steht in der Tradition des Spi-
ritisten Allan Kardec, der unter dem Namen Hippolyte Léon Denizard Rivail
1804 in Frankreich geboren wurde. Das Pseudonym nahm Rivail an, nachdem
ihm ein Geist bei einer spiritistischen Sitzung mitgeteilt habe, dass er in einem
früheren Leben so geheißen habe. Kardec hat mehrere Standardwerke über Spi-
ritismus verfasst. Verehrer aus der ganzen Welt pilgern zu seinem Grab in Pa-
ris.
In Brasilien hat der Kardecismus Millionen Anhänger, in allen Großstädten
gibt es spiritistische Zentren. Als berühmtestes Medium gilt der 2002 verstor-
bene Chico Xavier. Bücher, Filme und Telenovelas beschäftigen sich mit seinem
Wirken. João de Deus hat bei ihm gelernt, überall in seinem Haus hängen sei-
ne Fotos. »Xavier hat mich aufgefordert, in Abadiania zu bleiben«, sagt João de
Deus.
Seit 56 Jahren arbeitet der Wunderheiler in dem Städtchen. Er bezeichnet
sich als gläubigen Katholiken: »Nicht ich bin es, der heilt, sondern Gott.« Dabei
lehnt die katholische Kirche seine Arbeit ab. Anfangs wurde João de Deus als
Scharlatan verfolgt, einmal musste er wegen Kurpfuscherei ins Gefängnis.
Im Alter von acht Jahren habe er zum ersten Mal verspürt, wie die Geister
Verstorbener ihn als Medium benutzten, behauptet der Wundermann. Soge-
nannte Wesensheiten bemächtigten sich seines Körpers. Sie seien es, die die
Patienten operierten: »Ich bekomme von der Arbeit nichts mit.« Helfer ver-
sichern, dass er acht verschiedenen Geisterwesen als Medium diene, darunter
dem heiligen Ignatius von Loyola, nach dem seine Behandlungsstätte benannt
ist.
Anfangs suchten ihn vor allem arme Menschen auf, die sich keinen Arzt leis-
ten konnten. Heute ist João de Deus der wohl bekannteste Wunderheiler der
Welt. Gerade wird in Brasilien sein Leben verfilmt.
Morgens um sieben bilden sich die ersten Schlangen vor der blauweiß gestri-
chenen Casa Dom Inácio. Die Stadtverwaltung hat dem Wunderheiler das weit-
läufige Anwesen überlassen. Meditationsmusik lullt die Besucher ein. Alle Pa-
tienten werden gebeten, sich weiß zu kleiden, das soll die Stimmung aufhellen
und die Besucher gleichstellen.
In einer Abstellkammer stapeln sich Krücken und Prothesen, die Patienten
zurückgelassen haben. Helfer stimmen die Patienten ein, sie beten und singen
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