Travel Reference
In-Depth Information
mit ihnen. Bevor die Kranken zu João de Deus vorgelassen werden, müssen sie
in einem Vorraum mit geschlossenen Augen gemeinsam meditieren.
Ein Assistent führt den Wunderheiler in den Behandlungssaal, seine hellen
Augen blicken starr, er nimmt auf einem gepolsterten Stuhl Platz. Links und
rechts stehen riesige Quartzkristalle und eine Marienstatue, dahinter hängt ein
Bild des heiligen Ignatius von Loyola. Auf einem Beistelltisch ist eine Bibel auf-
geschlagen, ein Notizblock und Stifte liegen bereit.
Die meisten Patienten fertigt João de Deus mit spirituellen Operationen ab:
Er fragt kurz nach ihrem Leiden, murmelt ein paar Worte, verordnet eine wei-
tere Behandlung oder erklärt: »Du bist geheilt.« Patienten fallen vor ihm auf
die Knie, einige küssen seine Hand, berühren oder umarmen ihn, manche wei-
nen. Viele Besucher haben Fotos von kranken Angehörigen und Freunden mit-
gebracht, einer hat ein IPad dabei. João de Deus berührt die Fotos kurz und
segnet sie.
Ein sehbehinderter Brasilianer deutet auf sein rechtes Auge; João de Deus
springt auf, Helfer schieben einen Behandlungsstuhl auf Rädern heran. Mit
zwei Fingern greift der Wundermann tief in die Augenhöhle, der Augapfel quillt
heraus. Mit einem Küchenmesser schabt er die Netzhaut ab, der Patient zuckt
nicht einmal. Nach der Behandlung steht er auf und geht ruhig aus dem Raum.
Sind diese »Operationen« das Werk eines Quacksalbers oder verfügt João de
Deus tatsächlich über außergewöhnliche Fähigkeiten? Er »schneidet wirklich
die Haut oder den Augapfel auf« und »schabt die Netzhaut ab ohne irgendeine
Betäubung oder antiseptische Behandlung«, bestätigte eine Studie der Univer-
sitäten von São Paulo und Juiz de Fora aus dem Jahr 2000. Drei Tage nach der
Operation wurden die Patienten von Ärzten untersucht, sie hatten keine Ent-
zündungen.
In einem Nebenzimmer operiert João de Deus Patienten mit dem Skalpell.
Ohne Narkose schneidet er Geschwüre aus Bauchhöhle und Brust, die Wunden
bluten kaum. Der amerikanische Arzt Wayne Dyer behauptet, Joao de Deus ha-
be ihn von Leukämie geheilt; im Interview mit Oprah Winfrey berichtete er,
dass er gespürt habe, wie die »Wesenheiten« in seinem Körper zu Werke gin-
gen.
»Es gibt Dinge, die wir mit den Mitteln der traditionellen Medizin nicht er-
klären können«, meint der österreichische Arzt Hans-Jörg Pabst. Gemeinsam
mit einigen Freunden sitzt er in einer Pension in Abadiania. João de Deus habe
einen schwer krebskranken Kollegen erfolgreich operiert und ihm selbst das Le-
Search WWH ::




Custom Search