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Häusermaklern. Ihre Toyotas und Häuser kaufen sie klaglos zu überhöhten
Preisen, in Hotels und Restaurants bezahlen sie schon mal mit Rohdiamanten.
Die Cinta-Larga galten als tumb, aber gutmütig. Bis zum Massaker. Danach
herrschte Krieg am Roosevelt-Fluß. Aufgebrachte Garimpeiros versuchten,
einen Indianer auf dem Hauptplatz von Espigão d'Oeste zu lynchen, ein anderer
wurde erschossen. Früher hielten die Indianer zu einem Schwatz an der Dorf-
bäckerei, bei einem Cafezinho feilschten sie mit den Diamantenaufkäufern um
Mengen und Preise. Heute geben sie Gas, wenn sie durch die Stadt fahren.
Piu-Naçoca fürchtet, dass der Streit um die Naturschätze das Verhältnis zu
den Weißen auf Jahre belasten wird. »Diamanten sind schlimmer als Kokain«,
sagt er. »Die Weißen haben uns nie verziehen, dass wir das Geschäft machen,
dabei haben wir das von ihnen gelernt. Jetzt stehen wir als die Schurken da, da-
bei sind wir die Opfer.«
Misstrauisch verfolgt er, wie die Regierung ihnen das Geschäft mit den Stei-
nen entwinden will. Bergbaufirmen aus Kanada und Belgien haben sich für den
Run auf das Reservat positioniert. Wer eine Konzession erhält, muss einen Teil
des Gewinns an die Indianer abführen. »Aber werden die uns nicht mit Almo-
sen abspeisen?«, fragt Piu-Naçoca.
Er hat das Beispiel des Lucas Bonfim, 88, vor Augen. Der hatte in den 1950er
Jahren den ersten Edelstein im Roosevelt-Reservat entdeckt. Mit einer Bronze-
platte lief er durch den Wald, die Vibrationen des Glücksbringers zeigten ihm,
wo Diamanten schlummerten. Er wurde reich, doch das Geld brachte er mit
Frauen und Schnaps durch. Der Gouverneur versprach dem treuherzigen Al-
ten einen Toyota, wenn er der Regierung die Diamantvorkommen zeige. Mit
GPS-Satellitenortung spürten Geologen seinen Angaben nach. Nachdem sie al-
les vermessen hatten, markierten sie die staatlichen Claims. Den alten Lucas
schickten sie mit einer Busfahrkarte nach Hause. Auf den Toyota wartet er bis
heute.
Lebensraum Favela - wie Brasiliens Arme wohnen
Der Streit mit Dona Angela begann, als José Reinaldo den ersten Sack Zement
aufs Dach seines Hauses schleppte. Dona Angela wohnt nebenan, von ihrer Ter-
rasse blickt sie direkt auf José Reinaldos Dach. »Was hast du vor?« fragte sie
misstrauisch. Dabei ahnte sie schon die Antwort: Sein Haus um eine Etage auf-
stocken.
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