Travel Reference
In-Depth Information
seite: Sojapflanzer und Rinderzüchter sind für die Zerstörung des Amazonasur-
walds mitverantwortlich.
Brennende Wälder und streitbare Priester - das Drama am
Amazonas
Santarem im Herzen des brasilianischen Amazonasgebiets ist ein beschauliches
Städtchen. Schmucke Passagierdampfer schaukeln an der Mole des Rio Tapa-
jós, der hier in den Amazonas mündet. Liebespärchen turteln an der Flusspro-
menade, aus den Häusern im portugiesischen Kolonialstil dringen die Songs
der Banda Calypso, die typische Musik der Region. Die Idylle wäre perfekt -
würde sich nicht am Horizont das »Ungeheuer von Loch Ness« gegen den Tro-
penhimmel abzeichnen.
So nennt Padre Edilberto Moura, der Pfarrer von Santarem, die Getreide-
Verladestation des US-Agrarmultis Cargill. Wie ein gigantischer Giraffenhals
reckt sich die Stahlkonstruktion über den Fluss, tonnenweise speit sie Sojaboh-
nen in den Bauch riesiger Frachtschiffe. Im Stundentakt starten die Ozeanrie-
sen nach Übersee - vor allem nach China.
Von Santarem aus wird der schier unersättliche Proteinbedarf der Asiaten
gestillt. Bis zur Mündung in den Atlantik sind es rund 800 Kilometer, der Hafen
ist für Überseefrachter schiffbar - und zugleich der Endpunkt der Überland-
straße BR-163, die von den Sojaplantagen in Mato Grosso, dem Zentrum der
brasilianischen Agrarindustrie, zum Amazonas führt.
Bislang kommt das Getreide noch auf Schuten über den Strom. In der Re-
genzeit verwandelt sich die BR-163 in eine Schlammpiste, doch die Regierung
wird sie asphaltieren. Dann können die Farmer von Mato Grosso ihre gesamte
Sojaernte mit Lkws nach Santarem transportieren, das ist billiger und schneller
als der Weg über die Häfen im Süden.
Am Amazonas werden die Weichen für eine Neuordnung der internationalen
Handelsströme gestellt - und zugleich das Szenarium für den Kollaps des Re-
genwalds bereitet, fürchten Umweltschützer.
Bis 2001 war Soja am Amazonas praktisch unbekannt. Bohnen, Maniok, Reis
und Fisch sind die Hausmannskost der Flussanwohner. Erst der Bau des Ge-
treidehafens lockte Sojabauern aus dem Süden nach Santarem. Die Nachfah-
ren italienischer, deutscher, polnischer und japanischer Einwanderer fanden
am Amazonas »ein Paradies«, so der Sojafarmer Masuo Nakata: Das Land war
Search WWH ::




Custom Search