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herzustellen, brauchte man Kalkge-
stein und das war wiederum nirgends
zu finden. Wegen des Mangels an
langen Balken und der Verwendung
von Lehm anstelle von Mörtel konnten
die ersten Häuser nur einstöckig ge-
baut werden. Die verlehmten Fugen
wurden regelmäßig von heftigen Re-
genfällen ausgewaschen. Erst später
löste man dieses Problem, als man die
shell midden (Muschelhalden) der
Aborigines entdeckte, deren Muschel-
abfall man zu Staub zermahlte, der
sich hervorragend zur Mörtelherstel-
lung eignete.
Das größte Problem war jedoch die
Lebensmittelversorgung. Die aus
Großbritannien mitgebrachten Ratio-
nen schwanden von Tag zu Tag, das
mitgebrachte Saatgut war großteils auf
der Überfahrt verrottet und der Rest
schien einfach nicht auf dem harten,
felsigen Boden bei den gegebenen
Witterungsbedingungen wachsen zu
wollen. Man hatte so kurz nach der
Gründung der Kolonie nicht einmal er-
kannt, dass die Jahreszeiten genau ge-
genläufig zu den europäischen verlau-
fen. Benannt nach dem felsigen, un-
fruchtbaren Untergrund, bekam das
historische Viertel Sydneys seinen Na-
men: The Rocks.
Bei der Zucht mit Hilfe der mitge-
brachten Tiere wollte der Zufall ein-
fach nicht helfen und es wurden zu
viele männliche Tiere geboren, was
den Fortgang der Zucht verlangsamte.
Wegen des Hungers war man auch
gezwungen, die Tiere frühzeitig zu
schlachten. So wurde schon sechs
Monate nach der Landung die Versor-
gungslage sehr knapp und man ent-
sandte die „HMS Sirius“, um Nach-
schub aus Südafrika zu besorgen. Da-
mit hielt man sich bis zum Herbst 1789
mehr schlecht als recht über Wasser.
1790 kam dann das erste Schiff aus
Großbritannien an, die „Lady Juliana“,
die neben Nachrichten und Nach-
schub auch weitere 200 weibliche
Strafgefangene an Bord hatte.
Im gleichen Jahr bemühte sich Gou-
verneur Phillip darum, den Kontakt zu
den Aborigines zu intensivieren. Er
nahm mehrere gefangen, darunter
Arabanoo, der kurz darauf an Wind-
pocken starb, Yemmerrawannie und
Bennelong. Die beiden Letzteren
nahm Phillip 1792 bei seiner Rückkehr
nach London mit, wo Bennelong als
„Vorzeige-Aborigine“ mit außeror-
dentlichem Sprachtalent für Furore
sorgte. Phillip hinterließ außer der Stadt
auch eine Siedlung weiter landein-
wärts namens Rose Hill (heute unter
dem Aborigine-Namen Parramatta
bekannt) mit 600 ha Landwirtschafts-
fläche.
Stadtgründung
Nach dem Weggang von Phillip
wurde die Kolonie vorübergehend von
Offizieren des New South Wales Corps
verwaltet. Diese hatten die Kontrolle
über die Verteilung des Rums in der
Kolonie und missbrauchten ihre Macht,
um ihre politischen und wirtschaft-
lichen Interessen zu vertreten. Die
nächsten drei Gouverneure John
Hunter (1795-1800) , Philip Gidley
King (1800-1806) und William Bligh
(1806-1808) hatten die schwierige
 
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