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… zum Seelenturm
Hinter dem Altar durchschreitet man
ein Lingxing-Tor oder Zwei-Säulen-Tor.
Diese Tore sollen schon seit der Han-
Zeit vor den Kaisergräbern errichtet
worden sein, um den Agrargott Ling-
xing um reiche Ernten zu bitten. Er
birgt eine Stele, auf der der posthum
verliehene Tempelname des Kaisers
eingraviert ist.
Die unterirdischen Gewölbe des
Ding Ling sind mit fünf Sälen entlang
einer Achse angelegt, drei bilden die
Zentralachse, zwei die Nebenkam-
mern. 27 m unter der Oberfläche des
Erdhügels liegt ein Totenpalast von
1195 m 2 Fläche. Türen aus 4 t schwe-
ren, von außen nur schwer zu öffnen-
den Marmorplatten verschlossen das
Grab. Die drei Gewölbe der Zentral-
achse bilden einen Vorraum und da-
hinter einen Thronsaal, in dem drei
Marmorthrone stehen, von denen der
mittlere dem Kaiser zugedacht war.
Die Opfergegenstände vor den Thro-
nen sind gleichzeitig Symbol der vor
dem Kaiser knienden Hofbeamten. Zu-
letzt folgt das Herrschergemach, die
eigentliche Grabkammer - über 250 m 2
groß und 9 m hoch - worin die Särge
des Kaisers, seiner Haupt- und einer
Nebenfrau standen. Hier fand man 26
Truhen mit über 3000 Kunstschätzen -
die qualitätvollsten Kunstwerke der
Ming-Zeit. Heute stehen in der Gruft
nur noch die Nachbildungen der Tru-
hen und Särge sowie drei mit Reliefs
verzierte Marmorthrone, die von Altä-
ren, Leuchtern und Weihrauchbehäl-
tern umgeben sind.
Ein Teil der atemberaubenden Bei-
gaben ist in der Ausstellungshalle vor
dem Grab und in der Halle der Gnade
des Chang Ling zu sehen. Vier mit je
5000 Edelsteinen geschmückte Kronen
sind die wohl wertvollsten Objekte aus
dem Grab.
Schatzmauer- und Schatzdach
Hinter dem Opferviertel schließt der
eigentliche ovale oder runde Grabhü-
gel den Grabaufbau ab. Dieser Hügel
ist wie eine runde Festung gestaltet,
gebildet von der Schatzmauer (bao-
cheng), deren Innenraum mit Erde auf-
geschüttet wurde, bis die Erde über die
Zinnen hinausragte und eine Kuppel,
das sogenannte Schatzdach (baoding),
bildete. Der wichtigste Teil des Grabes
aber ist die unterirdische Palastanlage.
Sie ahmt in ihrem Grundriss den Auf-
bau des Kaiserpalasts nach. Damit war
gewährleistet, dass auch nach ihrem
Tod die Himmelssöhne im Jenseits die
ihnen gewohnten Lebensumstände
vorfanden.
Der Totenpalast des Ding Ling
Als bisher einziges Grab wurde das
Ding Ling , die Grabstätte des 13.
Ming-Kaisers Zhu Yijun (Wanli, reg.
1572-1620) 1956 geöffnet, nachdem
Archäologen zufällig auf eine Inschrift
stießen, die auf den Zugang zur Gruft
hinwies - eine Ironie des Schicksals,
fürchtete doch kein anderer Kaiser
Grabräuber so sehr wie der Wanli-
Kaiser, der seine letzte Ruhestätte, an
der 30 000 Arbeiter sechs Jahre lang ar-
beiteten, stark sichern ließ. Der Bau
verschlang 8 Mio. Tael Silber, eine Sum-
me, die damals der Bodensteuer des
gesamten Landes aus zwei Jahren ent-
sprach.
Zhao Ling
Ein weiteres Grab, das man besichtigen
kann, ist schließlich das Zhao Ling, in
dem der 12. Ming-Kaiser Zhu Zaihou
(Longqing, reg. 1566-72) mit seinen
drei Kaiserinnen begraben wurde. Es
ist das erste vollständig restaurierte
Grab der Nekropole, das nach origina-
len Plänen wiederaufgebaut wurde.
 
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