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gelt. Auf den Straßen sind kaum Menschen zu sehen. Am Flussufer steht eine verlassene
Fabrik, in einem der Abbruchhäuser an der Commerce Avenue residiert eine Behörde. Zu
allem Unglück haben auch die Winterstürme ganze Arbeit geleistet. Das Wasser des Mis-
sissippi ist trübe, fast dunkelbraun. Das Gleiche gilt auch für den Ohio River, der hier in
den Mississippi mündet. Auf der Kentucky-Seite liegt auf einer Länge von mehreren Kilo-
metern Kohleschiff an Kohleschiff. Im Fort Defiance State Park hat das Hochwasser Un-
mengen von Pflanzen, Plastik und Holzresten zurückgelassen. Zum Glück geht es für uns
rasch weiter nach Missouri.
Dieser Fluss ist hier nicht breiter als der Ohio, und das Wasser beider Ströme hatte
einerlei Farbe. Das Ufer war steil abgerissen, mit umgebrochenem Holze bedeckt, auf sein-
er Höhe mit hohen, schlanken Pappeln bewachsen. Ortschaften waren in dieser Gegend
des Mississippi-Ufers selten, man erreicht indessen das auf einem felsigen Hügel gelegene
Dörfchen Commerce, und in dieser Gegend ist es, wo am linken Ufer Hügelreihen von
interessantem Anblicke beginnen. Steintrümmer liegen am Ufer und der Cedar stellt sich
sogleich wieder ein. Die Nacht trat ein und wir verbargen uns vor der Abendkühlung im
Innern unseres Paragon, der am Ufer anlegte.
Commerce, Missouri, liegt an einer kleinen Anhöhe direkt am Mississippi. Hier blühen
schon die Obstbäume, es riecht nach frischem Gras. Eigenartigerweise sind die kleinen
Bäche ausgetrocknet, der Mississippi aber steht kurz vorm Überlaufen.
Am 21. März erreichten wir Cape Girardeau, eine alte französische Niederlassung, jetzt ein
grosses zerstreutes Dorf.
Auf der Interstate 55 erreichen wir Cape Girardeau, eine Stadt mit 35 000 Einwohnern. In
einem Super 8 Motel buchen wir ein Zimmer und bummeln später durch die ansehnliche
Altstadt. Wir kommen mit Deutschen ins Gespräch, ein älteres Ehepaar mit Sohn und
Schwiegertochter. Das jüngere Paar ist vor einem Jahr in die USA ausgewandert. Er, ein
120-Kilo-Koloss, arbeitet in einer Reifenfabrik, sie ist Verkäuferin in einem Supermarkt.
Aggressiv meint der junge Mann, dass die Arbeitsmoral in der Reifenfabrik miserabel ist
- in Deutschland würden die Mitarbeiter alle gefeuert werden. Ich frage mich, ob er bei
seinen Kollegen beliebt ist.
Vor unserer Weiterfahrt am nächsten Tag rechne ich aus, was der Bus so verbraucht, und
komme auf 12 Liter pro 100 Kilometer. Die Hydraulik der Heckklappe des Busses funk-
tioniert nicht. Im Kofferraum findet Elke einen Stock, scheinbar ein Wanderstock. Doch
weit gefehlt, diesen Stock hat bereits der Vorbesitzer als Stütze für die defekte Heckklappe
verwendet.
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