Travel Reference
In-Depth Information
Am folgenden Tag decken wir uns im Gander Mountain Outdoor Shop mit den wichtigsten
Campingutensilien ein: Schlafsäcke, Gaskocher, Solarradio, Kühltasche. Ich schaue mir
unser Reisegefährt etwas genauer an: Die Inneneinrichtung ist etwas schmuddelig, die
Plastikteile teilweise porös, die Sitze funktionieren noch anständig.
Downtown Mount Vernon macht einen ziemlich abgewirtschafteten Eindruck. Zahlreiche
Häuser stehen zum Verkauf oder sind nicht bewohnt. Als wir uns in einer Bank Geld be-
sorgen, überraschen uns die lustigen grünen Hüte der Angestellten. Es ist St. Patrick's Day,
ein irischer Feiertag, der aber auch in den USA gefeiert wird. Die Bankangestellten geben
mit ihren seriösen Gesichtern und den putzigen Hüten ein skurriles Bild ab.
Endlich am 18. März gegen 10 Uhr Morgens erschienen zwei Dampfschiffe, von welchen
das grössere, der Napoleon, nicht anhielt, hingegen das zweite kleinere, die Conveyance
uns aufnahm. Die Fahrt gieng schnell von statten, noch vor Mittag erreichten wir Wabasch-
Island in der Nähe der Mündung des Wabasch, und nach dem Mittagessen landeten wir zu
Shawneetown, wo wir das Dampfschiff wieder verliessen.
Bei uns erscheinen keine Dampfschiffe, vielmehr erwartet uns ein leicht lädierter Volk-
swagen Westfalia Vanagon. Es wird spannend, ob der Bus eine längere Tour ohne größere
Probleme bewältigen wird. Schon nach wenigen Kilometern fällt mir unangenehm auf,
dass auch der Tachometer nicht funktioniert: Das Zurückstellen des Meilenanzeigers auf
null ist nicht möglich und die gefahrenen Meilen werden bei der Gesamtmeilenanzeige
(128 468) nicht mehr berücksichtigt. Als eine Frau aufgeregt auf unser Fahrzeug zeigt,
fahre ich beunruhigt rechts ran, kann aber nichts Auffälliges entdecken. Vor Henderson,
Kentucky, betanke ich unseren VW mit neuneinhalb Gallonen, eine Gallone entspricht 3.78
Liter. Beim Tanken habe ich Probleme, das amerikanische Tanksystem zu verstehen. Schon
eilt jemand herbei, um mir zu helfen. Als ich ihm erzähle, dass wir mit dem Bus bis nach
Seattle fahren wollen, ist er vollkommen davon überzeugt, dass das kein Problem ist.
Hinter Henderson vermitteln die brach liegenden graubraunen Felder eine melancholische
Trostlosigkeit. Das Wasser des Ohio Rivers steht fast bis zum Straßenrand, die Straße
ist noch mit Pfützen der letzten Überschwemmung übersät. Auf dem Fluss zieht ein
Kohlenschiff ruhig seine Bahn. Kies- und Kohleindustrie dominiert die Landschaft. Kein
Auto weit und breit, es ist fast so, als ob wir allein auf der Welt wären.
Shawneetown ist ein Dörfchen in einer Linie längs des Flusses erbaut, von etwa 6 bis 700
Seelen. Einige Gasthöfe, Kaufläden und ein Post-Office sind die besten Gebäude. Ehemals
wohnte in dieser Gegend der Stamm der Shawnee-Indianer, und später einige Delawaren,
die aber längst vertrieben oder ausgerottet sind.
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