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Kapitel IX New-Harmony und St. Louis am Mississippi
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Gary und Wade geht's zum VWHändler Patrick.
Ein erster Blick in das Innere des Wagens trübt den positiven Eindruck von gestern. Kühls-
chrank, Kochplatte und Wasseranschluss funktionieren nicht. Das Dachfenster schließt
nicht, außerdem gibt es nur einen Fahrzeugschlüssel und der rechte Blinker vorn ist kaputt.
Am meisten beunruhigt mich aber der nicht verstellbare Außenspiegel auf der Beifahrer-
seite. Der Spiegel ist so arretiert, dass man von der Fahrerseite keinen Blick auf den rück-
wärtigen Verkehr der rechten Seite werfen kann. Ich drehe eine erste Runde. Immerhin: Der
Bus fährt. Gary und Wade machen sich auf den Weg nach Florida. Wir fahren nach New
Harmony, Indiana, um von dort unsere Reise auf den Spuren von Wied fortzusetzen. Der
Wagen ist anständig zu fahren, auch die rote Warnlampe für das Wasser hört irgendwann auf
zu blinken. Bedauerlicherweise läuft die Heizung die ganze Zeit auf Hochtouren.
New Harmony hat nichts von seiner Ausstrahlung verloren und ist auch in dieser Jahreszeit
ein Ort der Spiritualität. Über Mittag sitzen wir am Wabash River und nehmen bei strahlen-
dem Sonnenschein unseren Lunch ein.
Nachdem wir von unseren Freunden zu Harmony, welche uns während eines viermonat-
lichen Aufenthalts so vielfältige Beweise von Güte und Gastfreundschaft gegeben, Ab-
schied genommen hatten, verliessen wir früh am 16. März diesen Ort zu Pferd, während das
Gepäcke an den Ohio gefahren wurde. Der Tag brach heiter an, und im Scheine der schon
frühe warmen Sonne erreichten wir die Hügel, welche die Niederung des Wabasch begren-
zen. Hier umfiengen uns sogleich die hohen Waldungen, und wir warfen einen letzten Blick
auf die freundliche Gegend, die uns so lange beherbergt hatte.
Wir machen uns ebenfalls am 16. März auf den Weg nach Mount Vernon, Indiana. Am Wa-
bash River entlang fahren wir durch den New Harmonie State Park und sind die einzigen
Besucher in der zu dieser Jahreszeit noch nicht erblühten Naturlandschaft.
Am Mittage erreichten wir in bedeutender Hitze Mount-Vernon am Ohio. Dieser kleine zer-
streute Ort von etwa 600 Seelen, unter welchen sich fünf Aerzte befinden, hat etwa 1/3
Backsteingebäude, und ein rothes auf einem freien Platz gelegenes Rathhaus. Wir waren
genöthigt ein Paar Tage hier in der kleinen Town auszuhalten, um ein hinabgehendes
Dampfschiff zu erwarten, welches uns Gelegenheit gab, der ländlichen Strassenscenen
vollkommen überdrüssig zu werden, wo die zahmen Schweine sich in dem Wege des
Vorübergehenden niederlegten, um ihre zahlreiche Nachkommenschaft zu säugen.
Am späten Nachmittag erreichen wir Mount Vernon, wo wir im Four Seasons Motel
einchecken. Bald darauf sitzen wir am Hafen und genießen auf der Mole die Abendsonne.
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