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finden. Auch zu Louisville war die Cholera schon ausgebrochen. Am Tage vor unserer
Ankunft waren fünf Menschen, meist Neger, von ihr weggerafft worden. Ein bedeutender
Schreck hatte die Bevölkerung ergriffen, man drängte sich in die jetzt thätigen Apotheken,
und grosse Pechpflaster wurden überall auf die Mägen appliciert. Die Apotheker hatten bei
diesem Heranrücken der Cholera den grössten Vortheil, denn Magenpflaster, Pfeffermünz
und Kampfer-Tropfen wurden unaufhörlich verlangt; gerade wie bei uns.
Quartier beziehen wir im The Aleksander House Bed & Breakfast. Housekeeper ist Nancy
Hinchliff. Wir erfahren, dass Louisville vor kurzem zwei Wochen gänzlich ohne Stromver-
sorgung war, so schlimm waren die Auswirkungen eines Hurrikans. Das B&B liegt inmit-
ten eines Viertels mit Gebäuden im Stil der Viktorianischen Zeit. So viele ungewöhnlich
schöne Häuser, angelehnt an die Architektur Englands, Frankreichs und Italiens aus jen-
er Zeit, habe ich nie zuvor gesehen. Allerdings: Viele dieser Häuser sind unbewohnt oder
stehen zum Verkauf.
Am Nachmittage verliessen wir Louisville, um uns an dem Landungsplatze zu Portland un-
terhalb der Stadt einzuschiffen. Wegen der sogenannten Fälle des Ohio kann man bei der
Stadt nicht dem Strome folgen, und hat deshalb einen Canal gegraben, wo die Böte mit
fünf Schleusen eine Höhe von 22 Fussen übersteigen. Wer in Louisville landet, schifft sich
nachher zu Portland wieder ein, wo gewöhnlich eine Menge von Dampfschiffen liegen,
unter welchen wir jetzt die nach New-Orleans bestimmte Water-Witch wählten. Gross war
der Andrang der Passagiere, man fuhr zu Wagen in den Fluss an das Dampfschiff, und eben
so wurde das Gepäcke an Bord gebracht. Da man mit dem Laden des Schiffes heute nicht
fertig wurde, so reisten wir erst am 16. October ab.
Unser erster Ausflug am nächsten Tag führt uns Richtung Westen bis Portland, das heute
ein Stadtteil von Louisville ist. Unüberwindbare Gleisanlagen zwingen uns zur Umkehr.
Vorbei an Arbeitersiedlungen geht es zurück ins Zentrum. Nachmittags machen wir einen
weiteren Ausflug, besuchen Jeffersonville und Clarksville auf der Nordseite des Ohio
Rivers. Von den Falls of Ohio hat man einen formidablen Blick auf die Skyline von Louis-
ville. Der Fluss ist an dieser Stelle gestaut worden, damit ist ein Fünftel der ehemaligen
Fälle des Ohios mehr oder weniger trocken gelegt worden. Die Flussschiffe überbrücken
die natürlichen Höhenunterschiede des Flusses über Schleusen. Wenn man mitten in den
ehemaligen Wasserfällen steht, bekommt man eine vage Vorstellung dieses ehemals gran-
diosen Naturschauspiels. Im Flussbett finden sich Fossilien, bizarre Gesteinsformationen
und Muscheln in allen Formen und Farben.
Am 16. Oktober wird es über Nacht frisch. Der Himmel ist wolkenverhangen, es regnet bei
einer Temperatur um die 17 °C.
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