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Ohio River ankern einige Frachtschiffe. In der Ferne tauchen bereits die ersten Hochhäuser
von Louisville auf, fünfzehn Minuten später erreichen wir Downtown Old Louisville.
Von Jeffersonville erreichten wir bald Louisville, eine ansehnliche Stadt von 12,000 Ein-
wohnern, die im Jahre 1800 nicht mehr als 600 Einwohner zählte. Sie liegt im Staate Ken-
tucky und nimmt sich, vom Flusse gesehen, lange nicht so gut aus, als Cincinnati. Neger
besorgten den Transport des Gepäckes nach dem Gasthofe, in welchem wir wie gewöhnlich
eine grosse Versammlung von Gentlemen (hier meist reisende Kaufleute) fanden. Die Kau-
fleute bilden in America diejenige Kaste des Volkes, in welcher wohl der meiste Müssig-
gang gefunden wird, und sie ist ausserordentlich zahlreich. Die am wenigsten zahlreichen
Kasten sind die Gelehrten und die Soldaten, besonders die letzteren von so geringer An-
zahl, dass man sie durchaus nicht bemerkt. Die jungen Leute, welche in Nord-America
alle Thüren der Gasthöfe belagern, gehören ohne Zweifel meistens zu den Kaufleuten.
Fremde werden von diesen gewöhnlich ebenso eingebildeten als ungebildeten Menschen
öfters mit Geringschätzung behandelt, und man macht schon Anmerkungen, sobald man
nur den Ausländer entdeckt, der sich durch eine etwas fremdartige Aussprache des Englis-
chen oder durch seinen Anzug verräth. Ein Theil dieses americanischen Dünkels ist, wie
schon gesagt, auf Rechnung des überaus grossen Patriotismus zu setzen, ein anderer Theil
entspringt aus der Unwissenheit und Unbekanntschaft mit anderen Ländern. Als der Mittag
kam, hatten sich die Gentlemen in einem solchen Grade vor dem Hause angehäuft, dass bei
dem sogenannten Second-Bell (dem zweiten Rufe der Essglocke) ein wahrer Sturm-An-
griff auf den Essaal entstand. Alles drängte sich ungestüm ein, ein jeder suchte seine Ellen-
bogen zu gebrauchen, und in nicht viel mehr als 10 Minuten eilten eben diese Menschen
gesättigt schon wieder vom Tische fort. Ein deutscher Kaufmann, Herr Wenzel, an welchen
ich empfohlen war, hatte die Güte uns die Stadt und ihre Umgebung zu zeigen. Bei ihrer
Anlage und jetzigen Ausdehnung verspricht Louisville in kurzer Zeit sehr bedeutend zu
werden, und man baute wirklich sehr stark. Die langen Strassen sind breit und gerade,
durchschneiden sich rechtwinkelig, und die Lage am Ohio ist für den Handel sehr günstig.
Läden und glänzende Waaren-Ausstellungen fehlen hier so wenig wie in allen Städten der
Vereinigten Staaten, und Eleganz in der Kleidung characterisirt überall, selbst in den klein-
sten Oertern, die Bewohner dieses Landes, deren grösstes Bestreben Gelderwerb ist. Da es
Sonntag war, so strömten die mancherlei Secten der Bevölkerung nach ihren verschieden-
en Bethäusern, später sah man viele in ihren leichten Cabriolets (Gigs) spazieren fahren.
Schon gab es hier über 30 Miethwagen, die zum Theil Negern angehörten, von welchen
in diesem Staate, Kentucky, nur bei weitem der kleinere Theil frei ist. Die Negersclaven
in Nord-America tragen übrigens dieselben sonderbaren Kostüme wie in Brasilien, da sie
sich mit allen Arten alter Kleidungsstücke behelfen müssen, und das Clima sie zwingt, sich
wärmer zu kleiden. Die unterdrückte Lage, in welcher sie leben, macht sie hier ebenfalls
schlecht und abgefeimt, wovon die Reisenden oft die Erfahrung zu machen Gelegenheiten
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