Travel Reference
In-Depth Information
Vevay, mit seinen weinbauenden Waadtländern (Waadt ist ein französischsprachiger Kan-
ton im Westen der Schweiz), Port William (heute Carrollton) an der Mündung des
Kentucky-River, Madison, New-London (existiert nicht mehr), Bethlehem und West-Port
vorbei geschifft, so wie den wohlbekannten Big-Bone-Lick, wo man am Fusse eines Hü-
gels von schwarzer Erde die kolossalen Knochen des sogenannten Mammuth (Mastodon
Cuv.) ausgegraben hat. Gern würde ich an dieser Stelle verweilt haben; allein der Gegend
vollkommen kundige Passagiere des Schiffes versicherten, es sey nichts mehr daselbst zu
sehen, man finde auch nichts mehr daselbst, und die gefundenen Gegenstände seyen säm-
mtlich nach England und an die americanischen Museen verkauft worden. Noch immer
findet man zuweilen fossile Thier-Knochen in den Vereinigten Staaten, allein die Besitzer,
welche nun den Werth dieser Gegenstände kennen gelernt haben, setzen einen so hohen
Preiss darauf, dass man sie schwer erhalten kann, auch werden sie aus Patriotismus häufig
an die americanischen Museen geschenkt.
Ein Prediger im Fernsehen sagt heute Morgen: „Ihr fragt uns was ihr wählen sollt und wir
sagen euch, wählt die, die die Bibel im Herzen haben.“ 26 °C. Leicht bewölkter Himmel.
„Welcome to Switzerland County“. Das Tal ist groß und weit, die Hügel flach. Auf dem
Ohio River schippern Schlepper mit ihren angehängten Kohlenbargen an riesigen Sandab-
baugebieten vorbei. Der Ohio River ist an dieser Stelle breit wie ein See. Blätter wehen
über die frisch asphaltierte Straße. Die Felder sind bereits abgeerntet. Selbst im Auto sind
die Zikaden zu hören, die mit ihrem Zirpen den lichten Herbsttag untermalen. Aus den
Bergen von Indiana und Kentucky strömen gewaltige Flüsse in den Ohio River, die wir
auf mächtigen Stahlbrücken überqueren. Zur Rechten wieder ein Riesenkraftwerk: North
America Stainless. Die Anlage zieht sich über viele Meilen hin. Je weiter wir nach Westen
kommen, umso mehr Industrieanlagen tauchen auf. Ich suche im Autoradio nach guter
Musik, finde aber nur christliche Sender oder Countrymusik. Hillbilly-Land. Am Ufer des
Ohios erwartet uns ein Riesenkraftwerk: EON USA. Die Firmenparkplätze sind voll beset-
zt und wirken vor dem romantischen Panorama des Flusstals sehr befremdlich. Eine weiße
Kirche steht verloren zwischen riesigen Tabakfeldern. Ein wackliger Aussichtsturm und ein
vermodertes Schwimmbad direkt am Fluss zeugen von besseren Zeiten. Die Bäche sind fast
ausgetrocknet, in den noch vorhandenen Wasserstellen wimmelt es von Fischen. Über uns
kreisen Bussarde, warten auf die Gelegenheit, sich auf Roadkill Racoons, so nennt man hier
überfahrene Waschbären, zu stürzen, die auf der gesamten Kentucky-Route zu Hunderten
plattgefahren auf den Straßen liegen. Wir verlassen den Ohio River und erreichen Pferde-
land. Jetzt erwarten uns weite Kleefelder und Pferdekoppeln. Die Farmhäuser der Züchter
sind herrschaftlich, die Eingangstore mit Symbolen und Zierrat geschmückt. Der Verkehr
nimmt langsam zu, Wohnressort folgt auf Wohnressort. Der Speckgürtel von Louisville
wirkt sehr wohlhabend. Über eine breite Allee fährt man nach Louisville hinein. Auf dem
Search WWH ::




Custom Search