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der Sonne kaum noch auszuhalten, sodass wir die Suche abbrechen und zurück nach Fort
Benton fahren. In den frühen Abendstunden machen wir uns erneut auf den Weg. Inzwis-
chen hat sich das Wetter verschlechtert, der Himmel ist bewölkt, es weht ein heftiger Wind.
An der Farm hat sich nichts verändert, kein Pickup, kein Lundy. Wieder trottet der Hund
heran, bellt lustlos. Wir suchen Lundy erneut bei den Scheunen, kein Mensch ist weit und
breit zu sehen. Wo ist der Kerl? Wir stehen vor dem Areal des ehemaligen Forts McKenzie,
trauen uns aber nicht, über das kreisrunde Feld zu laufen, da Lundy ja jederzeit auftauchen
könnte. Wenn er uns auf seinem Grundstück sieht, kann das jede Menge Ärger bedeuten.
Dennoch: Die Reise geht zu Ende - das letzte Kapitel der „Reise in das innere Nor-
damerika“ ist so gut wie abgeschlossen. Das triste Farmgelände von Mike Lundy mit seiner
Totenstille weckt tiefste Empfindungen in mir. Wie in einer surrealistischen Traumwelt
drängen sich Bilder und Geschichten in meine Gedanken. Das Tal vor mir füllt sich mit In-
dianern, das Fort McKenzie taucht im Hintergrund auf, ich höre Pferdegetrappel, Schüsse
und wildes Geschrei - ich befinde mich mitten im Überfall der Assiniboins und Crees auf
die Piekanns:
Am 28. August, als der Tag anbrach, wurden wir durch Flintenschüsse geweckt, und
Doucette trat mit dem Ausruf in unser Zimmer „Levez vous! il faut nous battre!“ worauf
wir schnell aufsprangen, uns in die Kleider warfen, und unsere Jagdgewehre mit Kugeln
luden. Bei dem Eintritte in den Hofraum des Fortes war die ganze Besatzung schon
in Bewegung und von den Dächern fielen Schüsse. Dort oben angekommen, sahen wir
die ganze Prairie mit Indianern zu Pferd und zu Fusse bedeckt, welche nach dem Forte
schossen; auf den Höhen befanden sich geschlossene Trupps. Etwa 18 bis 20 neben dem
Forte befindliche Piekann-Zelte, deren Bewohner während der ganzen Nacht gesungen und
gezecht hatten, und erst gegen Morgen in tiefen Schlaf versunken waren, hatten Anlass zu
diesem Ueberfalle von etwa 600 Assiniboin und Krihs (Crees) gegeben. Sie hatten die Zelte
der Piekanns mit Messern zerfetzt, ihre Gewehre und Pfeile in dieselben abgeschossen, und
die aus dem Schlafe geschreckten Bewohner zum Theil nieder geschossen oder verwun-
det. Vier Weiber und mehre Kinder lagen todt neben dem Forte, mehre andere waren ver-
wundet. Die Männer, etwa 30 an der Zahl, hatten ihre Waffen zum Theil nach dem Feinde
abgeschossen und waren dann nach dem Thore des Fortes geflohen, wo man sie einliess.
Sie eilten dort sogleich auf die Dächer und begannen ihr wohl unterhaltenes Feuer gegen
die Assiniboins.
Nachdem die Assiniboins sahen, dass man ihr Feuer und das Einschlagen ihrer Kugeln in
die Pickets erwiederte, zogen sie sich etwa 300 Schritte zurück, und das Tirailleurfeuer
dauerte dort fort, indem immer mehre Leute aus der Nachbarschaft in die Reihen der
Piekanns eintraten. Die Feinde zogen sich allmählig immer mehr zurück und conzentrirten
sich in mehren Haufen auf dem Kamme der Höhen.
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