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Beginn des Charles M. Russell National Wildlife Refuge ändert sich das Landschaftsbild,
wir blicken nun auf die Lower Hell Creek Formation. Die letzten Meilen rauben uns ein
wenig den Atem, es geht steil bergab in die Flussebene der Devils Creek Recreation Area.
Der Gedanke an die Rückfahrt den steilen Hang hinauf beunruhigt mich zutiefst. Wir sind
nicht unglücklich, als wir am Missouri River drei Angler vorfinden, die uns erzählen, dass
sie seit Freitag hier campen. In wenigen Stunden treten sie jedoch den Heimweg an. Dam-
it wären wir allein in dieser Wildnis. Für morgen ist Regen angesagt. Was wird passieren,
wenn sich der feine Straßenstaub in eine unbefahrbare, seifige Schmiere verwandelt und
wir den Berg nicht wieder hinaufkommen werden? Und im Moment peinigt uns zudem
diese unglaubliche Hitze! Nirgendwo steht ein Baum, der einzige Schutz vor der Hitze ist
ein Picknick-Unterstand. Mir ist folgende Warnung in Erinnerung geblieben: „Please take
extra food to last 3 days in case of being stranded“. Allein und meilenweit von mensch-
licher Zivilisation entfernt, das ist uns zu heikel. Die Entscheidung fällt schnell, es geht
zurück nach Jordan. Der VW-Bus kriecht ächzend und heulend den steilen Hang hinauf,
die Motorgeräusche versetzen mich in Panik. Als wir endlich oben auf der Höhe ankom-
men, schreien wir vor Adrenalin und Begeisterung laut auf.
Am 27. Juli verlassen wir Jordan auf dem Montana Highway 200 Richtung Südwesten. 110
Kilometer bis Winnett, Montana. Wir fahren durch eine leicht hügelige Prärielandschaft,
bewachsen mit unzähligen Sagebrushs, Salbeibüschen. Der wolkenverhangene Himmel
und die in der Ferne aufragenden Badlands verleihen der Landschaft etwas Melodramat-
isches. Hinter Sand Springs ändert sich die Landschaft. Auffällig sind kleine Hügel, die
aus der Ferne je nach Blickwinkel aussehen wie überdimensionierte Maulwurfshügel. Von
einem Plateau der Hochebene blicken wir hinunter in das weite Tal des Musselshell Rivers.
Der Fluss wird von einem dichten Band aus Bäumen und Sträuchern gesäumt. Winnett,
Montana, liegt idyllisch im grünen Tal des McDonalds Creeks und ist nach Osten hin
von einer tafelbergförmigen Sandsteinformation begrenzt. Es gibt die üblichen Betriebe für
Orte dieser Größenordnung: Tankstelle, KfzWerkstatt, Bar, einen General Store und natür-
lich eine City Hall. Für 42 Dollar buchen wir ein Zimmer im Northern Motel. Gäste sind
auch die Zimmermanns. Wir erfahren, dass sie notgedrungen Quartier beziehen mussten,
weil sie ein Problem mit ihrem Auto haben und in Winnett auf die Ersatzteile warten.
Sie haben ein Sommerhaus am Musselshell River. Wir sind begeistert, als wir erfahren,
dass ihnen die Geschichte von Wied und Bodmer bekannt ist. Ihr Sohn Ben hat Stiefel
mit einem extrem hohen Schaft an. Als ich ihn darauf anspreche, meint er nur lakonisch:
„Rattlesnakes.“ Von Herrn Zimmermann erfahren wir, dass es am Musselshell River nur so
von Rattlesnakes wimmelt. Am folgenden Tag bekommen wir im Kozy Korner das klassis-
che amerikanische Frühstück serviert: Sausages zu einer Art Klops geformt, French Toast
in Fett getaucht und mit einem Spiegelei belegt sowie reichlich Kaffee. An einer Tankstelle
fragt mich ein älterer Herr, ob wir in Deutschland auch jagen und fischen. Meine Antwort
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