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Equipment besteht aus einem Pickup mit einem Boot auf dem Anhänger. Das erste Mal
während unserer Reise geht es auf einem Campingplatz hoch her, die Stimmung ist laut
und aufgeregt. Aber wir wären nicht in Amerika, wenn sich nicht um Mitternacht alle in
ihre Zelte, Wohnmobile oder Campingwagen zurückziehen würden.
Der Paleo Trail ist 1,5 Meilen lang. Die Vorstellung, dass in dieser Landschaft − wie Fossi-
lienfunde belegen − bis vor 65 Millionen Jahren noch Dinosaurier lebten, regt die Phantasie
an. Die Kontinente heutiger Zeit klebten damals noch wie Kletten aneinander, und dieser
Landstrich war die Küstenlandschaft eines Binnenmeeres. Den ersten Stopp machen wir
an einer Gesteinswand, wo man gut die 68 bis 69 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht-
en der diversen Epochen erkennen kann. Den zweiten Halt machen wir an einer der Aus-
grabungsstätten, den dritten Halt an einem Aussichtspunkt mit weitem Blick auf die Hell
Creek Formation Badlands.
Wir treffen Gary, den Camp Host, an der Boat Ramp der Marina. Garys Vorfahren namens
Sperlin waren deutsche Auswanderer. Er ist Rentner und hat in seinem Leben zahlreiche
Reisen gemacht, unter anderem hat er einen Fotografen von National Geographics auf einer
Mexiko-Tour begleitet. Gary macht mit uns eine Bootstour auf dem Fort Peck Lake. Wir
sind allein auf dem See und genießen das herrlich blaue Wasser und den sanften Wel-
lengang. Rechts und links blicken wir in die Badlands, bestaunen die Wildheit und bizarre
Schönheit der Hügellandschaft. Sieben Meilen hinter dem Snow Creek wenden wir, haben
nun die Sonne im Rücken. Wenn es etwas Interessantes zu sehen gibt, stoppt Gary das
Boot. Pelikane rauschen vorbei, ein Adler kreist um seinen Horst. Gary erzählt, dass er
schon Adler gesehen hat, die sich einen großen Fisch krallten, diesen aber wegen des
Gewichts wieder fallen lassen mussten. Adler fangen auch Rattlesnakes, die sie töten, in-
dem sie sie aus der Höhe auf Felsen fallen lassen. Durch den Stausee sind große Teile der
Landschaft, so wie Bodmer sie gemalt hat, in den Wassermassen untergegangen. Die Ein-
samkeit und Leere der kargen, menschenfeindlichen Landschaft und die Melancholie der
Seelandschaft macht diesen Ausflug zu einem einzigartigen Erlebnis. Nach zwei Stunden
legt Gary wieder am Pier der Hell Creek Marina an.
Wegen des Angelwettbewerbs sind einige Stände aufgebaut worden, wir bestellen Ham-
burger mit Mais und Bohnen. Ich erfahre, dass 30 Boote am Start sein werden. Der Camp-
ground ist inzwischen sehr gut besucht, auch Kinder und Frauen sind eingetroffen, die
neugierig unseren Bus betrachten. Der Geruch gegrillten Fleisches weht über die Anlage,
Countrymusik tönt scheppernd aus den Lautsprechern, auf dem Campingplatz herrscht aus-
gelassene Partystimmung. Um Mitternacht höre ich das letzte Gelächter der Männer und
das schrille Aufschreien der Frauen über irgendwelche Zoten. Am frühen Morgen verlassen
wir den Hell Creek und logieren uns, zurück in Jordan, im rustikalen Garfield Motel ein.
Die Temperaturanzeige zeigt 38° C an. Jordan ist am Sonnabendnachmittag wie leerge-
fegt, nur das monotone Quietschen der über der Straße hängenden Ampeln ist zu hören.
Jordan wird auch „Backbone of the prairie“ genannt − Rückgrat der Prärie. Damit ist die
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