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McKenzie war, begleitete ihn Alexander Culbertson (1809-1879), der Gründer und Na-
mensgeber dieser Ortschaft, in der wir die nächsten Tage verbringen werden.
„Isch wunsche iene eine gute Takk!“ Mit diesen Worten begrüßt uns Rick, der Betreiber
des Diamond Coulee RV & Trailer Park in Culbertson. Rick, der einst als junger Soldat in
Deutschland stationiert war, führt uns über den Platz und zeigt uns stolz die sanitären Ein-
richtungen. Der Trailer Park kann nicht gerade als attraktiv bezeichnet werden, aber er hat
Strom, Dusch- und Waschräume, eine Waschmaschine und einen Internetzugang.
Die meisten wohnen mit ihren Familien in Campingmobilen, weil sie in der Nähe ihrem
Job nachgehen. Hier zeigt sich wieder einmal die amerikanische Grundtugend, die viele
Menschen in den Staaten auszeichnet: Improvisationsvermögen, Flexibilität und höchste
Mobilität.
Nachdem wir einem neugierigen Mädchen unseren VW-Bus gezeigt haben, von dessen
Ausmaßen es aber nicht sonderlich beeindruckt war, halte ich ein Schwätzchen mit un-
serem Camping-Nachbarn über den Sinn und Unsinn von Waffengesetzen. Er reinigt sein
Gewehr, während er von seiner Waffensammlung im Wert von 40 000 Dollar erzählt. Über
unsere deutschen Waffengesetze schüttelt er nur verständnislos den Kopf.
Am Nachmittag verdunkelt sich der Himmel erneut, ein Sturm droht aufzuziehen. Um den
bisher noch regenfreien Tag zu nutzen, machen wir einen Spaziergang durch Culbertson.
Ich mag diese kleine Stadt, entspricht sie doch in vielerlei Hinsicht meinen Vorstellungen
von der amerikanischen Provinz. Es ist so eine gewisse Edward-Hopper-Stimmung, die
nach meinem Empfinden auf solchen Orten lastet, eine Mischung aus Einsamkeit, Melan-
cholie und billiger Verheißung, die sich in zerdrückten Bierdosen am Straßenrand ebenso
ausdrückt wie in den freudlos dekorierten Schaufenstern der Geschäfte. Wir schlendern
den Broadway, die Main Street Culbertsons, entlang. Im Gegensatz zu den freundlich
winkenden Autofahrern grüßen andere Fußgänger nicht. Der Grund ist simpel: es geht
außer uns niemand zu Fuß.
Da es nicht wirklich etwas zu sehen oder bewundern gibt, außer weitläufigen, mit Park-
plätzen flankierten, kastenförmigen Geschäftshäusern, suchen wir eine Tankstelle auf und
besorgen uns ein Sixpack eiskaltes Budweiser. Die vielleicht gerade mal achtzehnjährige
Verkäuferin fragt freundlich, ob sie von mir eine Dose bekommen könne, was ich aber et-
was verlegen ablehne, da man Alkohol in Montana erst mit einundzwanzig Jahren kaufen
darf und Verstöße gegen das Gesetz streng geahndet werden. Auf dem Rückweg zum RV-
Park tröste ich mich mit der Vorstellung, dass die Nachfrage des Mädchens nur scherzhaft
gemeint war.
Während Wied sich damals um Flora und Fauna kümmerte, David Dreidoppel für die Jagd
verantwortlich war und Geld in der Wildnis keine große Rolle spielte, benötigt unsereins
heutzutage Cash - und zwar in regelmäßigen und leider viel zu kurzen Abständen.
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