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Kapitel XVII Von Fort-Union zum Muscleshell-River
Wied verließ Fort Union am 6. Juli 1833 um 7 Uhr morgens:
Im Forte wehete die americanische Flagge und von beiden Seiten wurde ein Abschiedsgruss
von mehren Kanonenschüssen abgefeuert. Das Wetter war warm und schön, so dass unsere
Schiffzieher bald unter der Hitze litten, und sich häufig in dem schlammigen Ufer des
Flusses niederlegten, um zu trinken. Jenseits des Uferwaldes, in welchem sich die Baum-
gräber der Assiniboins befanden, verloren wir durch eine nördliche Wendung des Flusses
das Fort aus dem Gesichte.
Von Williston bis Fort Union sind es knapp 40 Kilometer, die wir in einer halben Stunde
zurücklegen. Nach einem letzten Besuch des Forts verlassen wir North Dakota um ein
Uhr mittags. Wied und seine Begleiter waren also schon seit einigen Stunden unterwegs,
während wir unseren VW-Bus langsam auf dem Highway 327 nach Bainville, Montana,
steuern. Wir folgen der Straße, die sich immer mehr zu einer Schotterpiste entwickelt, bis
zum großen, von Wied beschriebenen Missouribogen, der sich in Richtung Norden krümmt
und mäandrisch nach Westen verliert.
Wir sind allein auf der Straße. Die Gegend wird immer flacher, weitet sich aus und wirkt
bald wie ein einziges Weizenfeld, hin und wieder von Rübenanpflanzungen oder Erdölfeld-
ern unterbrochen. Der stetige Wind verstärkt sich und schiebt Wolken vor sich her, die sich
immer bedrohlicher verdunkeln. Von unserer Absicht, auf der Montana River Ranch in der
Nähe von Bainville Quartier zu machen, müssen wir nach mehreren erfolglosen Telefonaten
Abschied nehmen. Später erzählt man uns an einer Tankstelle im Nirgendwo, dass die River
Ranch eine primitive Hüttenansammlung sei, die lediglich im Herbst und Winter von Jägern
genutzt würde. Den Rest des Jahres sei die Anlage geschlossen.
Wir entschließen uns, weiterzufahren und unser Quartier in Culbertson aufzuschlagen. Von
dort aus können wir Exkursionen zum Missouri unternehmen und Wieds Reiseroute von
1833 nachverfolgen.
Gleich hinter Bainville beginnt The Great White Open, das heißt flachhügeliges, mit Weizen
bepflanztes Land, wolkenbegrenzter Horizont und endloser Himmel, in dem sich die Cumu-
luswolken zu riesigen Gebirgen türmen. Inzwischen wieder auf dem Highway 2, haben wir
es mit einem höheren Verkehrsaufkommen zu tun. Mitten in der Einsamkeit wird der High-
way vierspurig ausgebaut, um den vielen Tanklastern und Getreide-Trucks Platz zu machen,
die zu den Silos und Abfüllstationen in Culbertson unterwegs sind. Durch die Stadt führt
die Bahnstrecke Chicago-Seattle, welche die wichtigsten wirtschaftlichen Güter des Countys
in den übrigen Staaten verteilt: Weizen und Öl. Als Wied seinerzeit unterwegs nach Fort
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