Travel Reference
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Nach dem Einchecken geht's mit einem Taxi zurück nach Downtown Bordentown. In
dem hübschen Stadtkern kann man wunderbar spazieren gehen. Es geht an farbenfrohen
Häusern vorbei, die Straßen und Alleen sind baumgesäumt. Vom Delaware River aus fuhr
Wied mit dem Schiff weiter nach Philadelphia, kam aber wenige Tage später wegen der
Cholera in Philadelphia zurück nach Bordentown.
In Nardoza's Bakery bestellen wir Kaffee und Kuchen. Aufgetischt bekommen wir eine
riesige Erdnussbutter-Torte, ein Bananen-Schoko-Gemisch aus purem Fett, bestimmt 3 000
Kalorien schwer. Um die Besitzer nicht zu enttäuschen, entsorgen wir heimlich einen Teil
davon auf der Toilette.
Wir sind fast die einzigen, die in Bordentown in dieser sengenden Hitze zu Fuß durch
die Gegend laufen. An vielen Häusern hängt das Star-Spangled-Banner. An einer Tank-
stelle frage ich nach dem Weg zum Best Western Inn. Eigentümer ist ein Inder, der mir
erzählt, dass viele seiner Landsleute Tankstellen betreiben. Die letzten Kilometer zum
Hotel müssen wir am Straßenrand des Highways 206 entlang gehen, weil es keinen ander-
en Weg von Bordentown zurück zum Hotel gibt.
In Trenton empfängt den Bahnreisenden das Staatsgefängnis von New-Jersey, in dem auch
Todeskandidaten einsitzen. Es fällt uns schwer, ohne Stadtplan zurechtzukommen. Ich
frage eine unglaublich dicke schwarze Polizistin nach dem Weg nach Downtown. Sie sieht
mich pikiert an, als ob ich etwas Unanständiges gesagt hätte. Wegen der unerträglichen
Hitze suchen wir die erstbeste Grünfläche auf und landen dabei auf einem Friedhof. Vor
dem Eingang sitzen einige Schwarze. Eine Frau fordert mich auf, ein Foto von ihr zu
machen. Als ich die Gruppe fotografieren will, gibt es auf einmal ein Riesengeschrei. Eine
andere Frau rast auf mich zu und ich muss ihr schwören, dass ich keine Aufnahme von ihr
gemacht habe. Bei dieser mörderischen Hitze liegen die Nerven schnell blank.
Jeder Schritt außerhalb des Schattens ist ein falscher Schritt. Wir fragen uns durch bis zum
historischen Stadtkern. „It's not so far!“. Richtig - aber bei dieser Gluthitze eine echte
Herausforderung. Vor allem, wenn man schattenfreie Strecken von mehr als 50 Metern zu
überbrücken hat. Irgendwann landen wir am Regierungsgebäude des Staates New Jersey,
dessen goldene Kuppel im gnadenlosen Sonnenlicht weithin sichtbar glänzt. Um der schier
unerträglichen Hitze zu entgehen, retten wir uns in das Old Barracks Museum, wo wir mit-
ten in eine Führung über den Befreiungskrieg der Amerikaner gegen die Engländer hinein-
platzen. Auf dem Rückweg zum Bahnhof stellen wir fest, dass es viele Menschen auf der
Straße gibt, die mit sich selbst reden. Kein Wunder bei Temperaturen um 45 °C.
Hier befinden sich die Besitzungen des Grafen von Survillier (Joseph Napoleon). Das fre-
undliche Landhaus in dem schönen Parke liegt nur 300 Schritte von dem ausgedehnten
Dorfe entfernt. Wenn der Abend des heissen Tages herankam, begab ich mich gewöhnlich
nach jenem Parke. Auf der Höhe unmittelbar über dem Flusse liegt auf einer Terrasse
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