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Kapitel XVI Fort-Union
Wir benutzten die Tage unseres hiesigen Aufenthaltes, um Excursionen in die benachbarten
Uferwaldungen und in die Prairie zu machen.
Von Fort Union bis nach Fairview, Montana, sind es 12 Meilen, also ein Katzensprung. Der
Blick auf die Hügellandschaft des Flusstals ist prächtig, dunkle Wolken verleihen der Land-
schaft etwas Bedrohliches, was ein aus den Wolken schießender Blitz noch verstärkt. Es be-
ginnt zu regnen, über uns toben Blitze, na, das sind mal Begrüßungssalven. Die Temperatur
beträgt 27 ° C. Ein minutenlanger Hagelschauer mit murmelgroßen Körnern treibt uns von
der Straße, lässt uns unter einem Vordach Schutz suchen. Bereits nach fünf Minuten herrscht
wieder eitel Sonnenschein. Das Motel in Fairview ist nicht nach unserem Geschmack, so-
dass wir 11 Meilen weiter Richtung Süden nach Sidney, Montana, fahren. „Welcome to Sid-
ney“. Da es in der Gegend um Fort Union keine Campingplätze gibt, müssen wir uns ein
Hotel suchen. Dies stellt sich als nicht einfach heraus, da sich in den Hotels Handwerker,
Saisonarbeiter und Monteure der Erdölfirmen einquartiert haben. Im überteuerten Richland
Motor Inn beziehen wir am Mittwoch, den 24. Juni, Quartier. Als die Hitze des Tages etwas
nachlässt, machen wir einen ersten Erkundungsgang durch Sidney. An jeder Ecke wird für
Casinos und Spielhallen geworben, vor dem Güterbahnhof warten eine Menge Trucks auf
ihren Einsatz. Über den Bahnhof wird das Öl aus der Bakken Formation zu den Raffinerien
transportiert.
Herr McKenzie hatte uns eine gute Wohnung in seinem Hause gegeben, und wir lebten hier
angenehm, wiewohl einfach und den Mitteln dieser entfernten Gegenden angemessen; denn
wir durften nicht hoffen einen so guten Tisch zu finden, als derselbe an Bord des Dampf-
schiffes gewesen war. Wir hatten täglich frisches oder getrocknetes Bisonfleisch, Brod aus
Mehl gebacken, Kaffee und Wein fehlten nie. Die ersten Tage verstrichen schnell unter
Besichtigung des Fortes und der nächsten Umgebung, während man auf dem Schiffe schon
am 25. Juni das Ausladen und den Transport der Vorräthe und Waaren nach dem Forte
begann, wodurch Leben und Thätigkeit überall verbreitet wurden. Man schiffte sogleich
wieder 800 Packs (jeder zu 10 Stück) Bisonroben ein, wobei heftiger Regen eintrat, der
diesen von den Indianern gegerbten Fällen sehr schädlich ist. Aus dieser Ursache war man
genöthigt, alle Packs zu öffnen um sie von neuem wieder zu trocknen, welches grossen
Aufenthalt verursachte. Ausser den Bisonroben lud man noch viele Biber-Bären-Wolfs-
Luchs-Fuchs- u. a. Felle ein, von den Wölfen und Luchsen 62 Packs (jedes zu 100 Stück).
Einige anwesende Indianer waren während dessen nicht wenig lästig; denn sie hörten nicht
auf um verschiedene Gegenstände zu bitten und zu betteln, besonders um Tabak, zu dessen
Bereitung und Anschaffung aus dem Walde sie selbst zu träge waren. Die meisten der jet-
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