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erzählt stolz, dass seine Vorfahren aus Bayern in die USA eingewandert sind. Der wie ein
Ranger gekleidete Museumswärter ist mit der Geschichte von Wied und Bodmer vertraut.
Kein Wunder, Wieds Tagebücher und Bodmers Bilder sind wichtiger Bestandteil der klein-
en Ausstellung im Museum. Als ich Mr. Carr von unserer Reise erzähle, ist sein lakonischer
Kommentar nur: „Good Stuff.“ Die Tatsache, dass ich mich jetzt an diesem Ort befinde,
beflügelt mich derart, dass ich mich mühelos in die Zeit von Wied zurückversetzen kann:
Das Fort liegt auf einem ziemlich über dem Flusse erhabenen Alluviallande in einer Prairie
am nördlichen Missouri-Ufer, welche sich etwa 1500 Schritte bis zu der Hügelkette hin er-
streckt, auf deren Höhe wieder weite Ebenen sich ausbreiten. Der Fluss fliesst kaum mehr
als 50 bis 60 Schritte von dem Forte entfernt in der Richtung von Westen nach Osten
vorbei, ist hier ansehnlich breit und sein jenseitiges Ufer bewaldet. Das Fort selbst bildet
ein Quadrat, dessen äussere Seiten eine Länge von etwa 80 Schritten haben. Seine Ein-
zäunung besteht aus 16 bis 17 Fuss hohen, starken, viereckig beschlagenen, dicht an einan-
der gesetzten Pfeilern (pickets), an deren Spitze man gegen das Uebersteigen noch eine Art
von kleinen spanischen Reitern angebracht hat. An der südwestlichen und nordöstlichen
Ecke befinden sich Blockhäuser, oben mit einem zugespitzten Dache, und mit zwei Stock-
werken, mit Schiesslöchern versehen, in welchen unten die kleinen, aber dennoch brauch-
baren Kanonen aufgestellt waren. In der Fronte der Umgebung nach dem Flusse hin befin-
det sich der wohlverwahrte Haupteingang, ein grosses Flügelthor. Diesem gegenüber liegt
an der hinteren Seite des Hofraums das Herrenhaus, einstöckig, zu jeder Seite der Thürme
mit vier hellen ansehnlichen Glasfenstern. Fort-Union ist einer der wichtigsten Posten der
Pelzhandel-Compagnie, weil er als Centralpunct der beiden noch höher aufwärts nach den
Rocky-Mountains hin vorgeschobenen Handelsposten, und des ganzen Geschäftes inner-
halb und in der Nähe jenes Gebirges anzusehen ist. Der eine jener Handelsplätze, welcher
den Namen Fort-Cass trägt, liegt 200 Meilen aufwärts am Yellow-Stone und ist für den
Handel mit dem Stamme der Crows bestimmt; der andere, Fort McKenzie, 650 Meilen
aufwärts am Missouri, oder etwa eine Tagesreise unterhalb der Fälle dieses Flusses, di-
ent zur Betreibung des Pelzhandels mit den drei Stämmen der Blackfoot-Indianer. Letzter
Posten ist etwa seit zwei Jahren gegründet, und da die Dampfschiffe nicht viel über Fort-
Union hinauf schiffen können, so sendet man Keelboats ab, durch welche man die genan-
nten Handelsposten mit den zum Tauschhandel mit den Indianern nöthigen Waaren ver-
sorgt. Sie überwintern alsdann dort und bringen im Frühjahre die Pelzwaaren nach Fort-
Union hinab, von wo man sie im Laufe des Sommers mit dem Dampfschiffe nach St. Louis
hinab befördert. Die nächste Umgebung von Fort-Union ist eine weit ausgedehnte Prairie,
in nordöstlicher Richtung von einer Kette mässig hoher, abgerundeter Thonschiefer- und
Sandsteinhügel durchschnitten, von deren Höhe man eine schöne weite Aussicht in das
Land jenseit des Missouri und auf die Vereinigung desselben mit dem Yellow-Stone hat.
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