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Reiter reitet ohne Eile durch die Hügel, begleitet von seinem Hund. Die Landungsspitze
zur Bucht und zum Missouri hin strahlt eine metaphysische Gelassenheit aus. Lange war
ich nicht so bei mir. Gegenüber der Mündung des White Earth Rivers hatte vor 176 Jahren
die Assiniboin für die Nacht angelegt.
Greg Gunderson, der Besitzer des Campingplatzes spricht uns an. Zur Begrüßung über-
reicht er uns ein „Missouri River Traveler's Guide & Journal“, einen Becher mit dem Logo
seiner Firma, der White Earth Trading Post, und Visitenkarten. Gregs Alter ist schwer zu
schätzen, irgendwo zwischen 40 und 60 Jahre. Er hat lange, graue Haare und einen gewalti-
gen grauen Vollbart. Er spricht einige Brocken Deutsch, die er während seiner Zeit bei der
Armee in Deutschland gelernt hat. Wir erfahren, dass sein Großvater aus Norwegen ein-
wanderte und ein sogenannter Woodworker war, der Holzhäuser bauen konnte. Da North
Dakota mit seiner Landschaftsstruktur den Großvater an Norwegen erinnerte, siedelte er
sich hier für immer an. Greg erzählt, dass der White Earth River vor der großen Flutung
durch den Stausee drei Meilen weiter flussabwärts in den Missouri River floss. So sehr hat
sich die Landschaft durch den Garrison Damm verändert.
Am 23. Juni ist der Himmel zwar wolkenlos, aber es weht ein sehr heftiger Wind. Das
Wasser des Missouris fließt rasend schnell, auf den schmutzig braungraugrünen Wellen
tanzen weiße Schaumkronen. Schweren Herzens verlasse ich diesen für mich inspirieren-
den Ort, aber die Reise muss weitergehen. Wacker kämpft unser treuer VW gegen den
starken Wind an.
(23. Juni) Als man um 11 Uhr an einem Walde des südlichen Ufers anlegte um Holz zu
hauen, erblickte man plötzlich am nördlichen Ufer Indianer, die uns auch sogleich an-
riefen. Sie waren die ersten Assiniboins, welche wir sahen. Am Ufer sitzend erwarteten sie
das Boot, welches ihnen Herr McKenzie sogleich hinübersendete. Man liess die Indianer
ringsum in der grossen Cajüte Platz nehmen, und die Pfeife cirkulirte; auch erhielten sie
reichlich zu essen, welches ihnen sehr zu gefallen schien. Ihrer Aussage zu Folge hatten
sie seit dem Frühjahre, wo sie in diese Gegend gezogen waren, sehr viel gehungert; denn
die Bisonten waren selten. Nachdem man den Indianern das Schiff gezeigt, dessen Damp-
fmaschine sie sehr beschäftigte, ob sie gleich alle äusseren Zeichen des Staunens unter-
drückten, setzte man sie an einem hohen schattenreichen Pappelwalde des nördlichen Ufers
wieder aus.
Auf den Bergen bemerkten wir wieder nackte abgerundete Erdkegel, wie durch einen
Maulwurf aufgehäuft, auf ihrer Spitze zum Theil ein kleines Thürmchen oder einen Kegel,
ihre Seiten vom Regenwasser bearbeitet, abgekantet, abgerundet, oder mit parallel sen-
krecht herablaufenden Furchen bezeichnet. Mit der Dämmerung legten wir an einem hohen
Pappelwalde an, als eben ein Stück Wild durch den Fluss schwamm. Man nahm hier
Klafterholz ein, welches die verschiedenen Handelsposten durch ihre Engages für die
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