Travel Reference
In-Depth Information
Kurz vor 12 fahren wir nach Fort Thompson, tanken, kaufen Wasser und machen uns auf
dem Highway 34 auf den Weg zum Big Bend in die West Bend Recreation Area. Ein Auto-
transporter hat große schwarze Mercedes-Limousinen geladen, eine Tankstelle wird von
Stefan und Stefanie betrieben. Am Horizont sehen wir einige Windkrafträder, was hier eher
selten vorkommt. Wir fahren in Richtung Westen direkt auf der Grenze der Crow Reserva-
tion und der Vereinigten Staaten. In Amerika wird Rinderzucht betrieben, in der Reserva-
tion leuchtet die blanke Prärie. Die Straße zum Bend führt an einer kleinen Indianersied-
lung, der Big Bend Community, vorbei.
Unser Aufenthalt war nicht von langer Dauer, wir überholten den Assiniboin und erreichten
die Big-Bend, den sogenannten grossen Bogen, welchen der Missouri um eine flache Land-
spitze beschreibt. Folgt man dem Flusse, so hat man um diesen Bogen 25 Meilen zu schif-
fen, während der Durchmesser der Landzunge in gerader Linie an den Hügeln hinüber nicht
mehr als 1 ½ Meilen beträgt. Die grosse Halbinsel, um welche der Missouri sich windet,
ist flach und hat einen Saum von Pappeln und Weiden; gegenüber ist das Ufer höher, steil
und nackt. Der Little Soldier sass am Caminfeuer und rauchte seine Pfeife, wobei er, wie
alle Indianer, den Rauch in die Lungen einzog, ein Gebrauch der gewiss Ursache vieler
Brustkrankheiten ist.
Beim Einchecken auf dem Campingplatz der West Bend Recreation Area frage ich das
Mädchen an der Rezeption, ob es auf dem Gelände Schlangen gibt. Sie antwortet ohne eine
Miene zu verziehen: „Yes.“ „What kind of snakes?“ „Bullsnakes.“ „Are they dangerous?“
„Just a little bit.“ Das junge Mädchen mahnt eindringlich, nach Einbruch der Dunkelheit
nicht ohne Feuer im Freien zu sitzen, da die Moskitos nachtaktiv sind und 50% der Mück-
en den gefährlichen WestNil-Virus in sich tragen. Das Virus kann eine Entzündung des
Gehirns oder eine Meningitis, eine Entzündung der Hirnhaut, auslösen. In South Dakota
sind bereits einige Menschen lebensgefährlich an diesen Entzündungen erkrankt. In den
Duschräumen hängen entsprechende Warnungen über das Virus. Der Bend hat tatsächlich
eine ganz ungewöhnliche Form: Der Missouri führt steil nach Norden, macht am höch-
sten Punkt einen Bogen nach links, kommt dann Richtung Süden wieder herunter und geht
nach einem weiteren scharfen Bogen nach links ab. An der schmalsten Stelle ist der Bo-
gen ungefähr eine Meile breit. Am heutigen Standort des Campgrounds haben früher die
Dampfschiffe angelegt.
Der Campingplatz ist schlicht und naturbelassen. Die Hitze macht uns sehr zu schaffen, vor
zwei Tagen hatten wir noch 4 °C, heute sind es 30 °C. Neidvoll blicke ich auf die Boote,
die sich vom Hafenbecken zum Fischen aufmachen.
Der 29. Mai fand uns beinahe am Ende der Big-Bend und um 7 Uhr hielten wir eine Meile
oberhalb derselben an, um Cedernholz an einer kleinen Wand des Ufers zu hauen. Hier
erstiegen wir die hohen steilen Hügel, die zum Theil oben nackt und schwarz verbran-
Search WWH ::




Custom Search