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er hört, dass ich Deutscher bin, antwortet er: „Ick sprecken Deutsch.“ Er hat zehn Jahre in
Norwegen gelebt und ist viel durch Europa gereist.
Hermosa ist ein eher fader Ort, prompt drücke ich das Gaspedal durch und steuere den
VW-Bus auf dem South Dakota Highway 40 Richtung Südwesten, wieder in das Buffalo
Gap National Grassland. Rechts und links des Highways grasbewachsene Hügel so weit
das Auge reicht, es folgen endlose Meilen durch Wiesen und Felder. Größere Gegensätze
als die Black Hills, die Prärie und die Badlands kann man sich nicht vorstellen, und das
alles nur wenige Autostunden voneinander entfernt.
Der silbern glitzernde Cheyenne River bildet die Grenze zur Pine Ridge Indian Reser-
vation. Von der Höhe des Red Shirt Table, eines Tafelbergs, schauen wir in die wild
zerklüfteten Schluchten der Badlands. Indianerinnen haben einen kleinen Stand aufgebaut.
Sie verkaufen selbst gemachten Schmuck, hinter ihnen die gewaltige Kulisse der Badlands.
Die staubbedeckte Schotterstraße der East BIA 2 führt Richtung Osten durch die blond-
braune Prärie des Pine Ridge Reservats und bald darauf durch die Naturlandschaft der Bad-
lands. In der kargen Landschaft wachsen süßlich duftende Salbeibüsche, Sweetgras und
Wacholder. Ab und zu stehen Mobile Homes am Wegesrand. Es ist unglaublich einsam.
Kein Auto, kein Mensch weit und breit. Eine Autopanne würde uns in große Verlegenheit
bringen. Wir fahren Meile um Meile auf dieser unbefestigten Straße, nur gefolgt von unser-
er eigenen Staubwolke. In nördlicher Richtung befindet sich der Sheep Mountain Table, auf
den sich die Überlebenden der Oglala-Sioux zum verbotenen Geistertanz zurückzogen. Die
Soldaten der US-Armee konnten den Indianern nicht folgen, da nur ein kleiner Pfad zwis-
chen zerklüftetem Sandstein auf das grasbewachsene Plateau führte und damit unpassierbar
für die Pferde der Soldaten war. Auch heute soll dort noch der Geist der amerikanischen
Ureinwohner beim Tanz beschworen werden.
„Entering Badlands National Park in Cooporation with Oglala Sioux Tribe“. Auf dem BIA
2 halten wir uns Richtung Osten. Man erwartet in der Reservation einiges, aber nicht das
Kindergartenschild der „Lakota Waldorf School“. Kurz darauf erreichen wir das futur-
istische Gebäude des Oglala Lakota College. Im Lakota Prairie Ranch Resort Motel & Res-
taurant essen wir zu Mittag. Die indianische Bedienung ist bildhübsch, strahlt Eleganz und
Würde aus. Ich blättere in Prospekten der Reservation und bin überrascht von den vielen
kulturellen Veranstaltungen, die angeboten werden.
Bei unserer Weiterfahrt mahnt ein Schild: „Drugs are not Traditional“. Wenn man weiß,
dass die durchschnittliche Lebenserwartung in der Pine Ridge Reservation gerade mal
zwischen 45 und 52 Jahren liegt, die Hälfte der Bevölkerung ein Einkommen unterhalb der
Armutsgrenze hat, in vier von fünf Familien jemand alkoholkrank ist und die Arbeitslosen-
quote bei 80 Prozent liegt, dann fragt man sich resigniert, ob die Probleme der Indianer
jemals zu lösen sind. Interior, South Dakota, ist in der Ferne zu sehen, dahinter leuchten
die Badlands. Der White River führt durch die aufgeweichten Kalksedimente des Bodens
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