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Der Mond trat in höchster Klarheit hervor und erleuchtete vortrefflich den stillen Spiegel
der See, wo Fischerfahrzeuge lautlos und sanft geschaukelt vor Anker lagen. Schon vor
Mitternacht erblickte man das Licht des Leuchtthurmes zu Boston (Boston-Lighthouse)
und bald folgten mehre solche Lichter an der Küste, ein höchst erfreulicher, die Ungeduld
steigender Anblick für den Ankömmling in einem entfernten Welttheile. Der nächst fol-
gende Tag (4. Juli), war der day of independence, wo America seine Unabhängigkeit pro-
clamirt hatte. Endlich traf der längst erwartete Pilot ein und wir sahen nun in dem Busen
zur Rechten die ansehnliche Stadt Boston mit ihren röthlichbraunen Dächern, vor welchen
Dampfschiffe rauchten.
176 Jahre später: Unser Transferflug von Hannover nach Frankfurt dauert exakt eine
Stunde, der Direktflug mit einem Airbus 340-600 von Frankfurt nach Boston sieben Stun-
den und fünfunddreißig Minuten. Im Vergleich zu Wied bedeutet das eine mehr als sechzig-
fache Beschleunigung der damaligen Reisegeschwindigkeit. So verstärkt sich das Gefühl,
wie mit einer Zeitmaschine nach Boston gebeamt zu werden. Auf der Höhe von Hali-
fax überfliegen wir den Gulf of Maine, um schließlich ebenfalls am 4. Juli, jedoch fast
200 Jahre später, in der Stadt zu landen, in welcher der amerikanische Unabhängigkeit-
skrieg mit der Boston Tea Party 1773 seinen Anfang nahm. Nach der Landung stehen alle
nichtamerikanischen Reisenden in Reih und Glied vor der US Border and Customs Pro-
tection, der Zoll- und Grenzschutzbehörde der Vereinigten Staaten und warten auf ihre
Abfertigung. Es werden Fingerabdrücke genommen und Fotos gemacht. Nach Abgabe
der Zollerklärung öffnet sich die EXIT-Tür und schon werden wir vom Stimmengewirr
in der Abfertigungshalle des Airport Boston empfangen. Schwüle Luft schlägt uns entge-
gen. Ein Taxifahrer arabischer Herkunft bringt uns in atemberaubender Geschwindigkeit
vom Flughafen zu unserem Hotel, dem Newbury Guest House in der Newbury Street. Eine
Stunde später sitzen wir auf der Terrasse eines italienischen Restaurants und beobachten
die vorübereilenden Menschen, um uns kurz darauf auf den Weg zum Charles River Basin
zu machen. Von dort soll man einen ausgezeichneten Blick auf das Feuerwerk zum Unab-
hängigkeitstag haben.
Als der Abend des 4. Juli in Boston heranrückte, war die ganze Bevölkerung in Bewegung,
die Strassen leerten sich aber bald gänzlich, und die ganze Population hatte sich auf dem
Spaziergange versammelt. Auf dem genannten weiten Platze (Boston Common) versam-
melte sich nun ganz Boston, reich und arm, in den elegantesten Anzügen. Gruppen sassen
und lagen im Grase; Reihen von Tischen und kleinen Buden waren aufgeschlagen, wo ein
wahres Austerfest gefeiert wurde.
Tausende von gut gelaunten Menschen bevölkern die Grünanlagen am Fluss. Star-Wars-
Musik beschallt die Szenerie, die verschiedensten Gruppen lagern bunt kostümiert am
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