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sondern ihn stets alle nur passieren,
obwohl man wahrlich nicht verweilen
will in diesem Labyrinth aus Bürgerstei-
gen, Tramgleisen, Sicherheitsketten für
Fußgänger - und man nie ganz sicher
ist, aus welcher Richtung jeden Moment
etwas heranrumpelt -, werden Zürichrei-
sende sich an diesen Platz erinnern. Viel-
leicht auch nur seines entwaffnend sim-
plen und treffenden Namens wegen -
„Central“ und fertig.
Vom Central aus gelangt man einer-
seits über die Limmat innerhalb von
zwei Minuten zum Hauptbahnhof und
von dort nach Basel, Bochum oder Ber-
lin. Man kann aber andererseits auf der
rechten Limmatseite bleiben und sich
das Niederdorf hinunterstürzen in Rich-
tung Grossmünster und Bellevue, eine
Art „Edel-Central“. In die entscheiden-
de, streng südliche Richtung, verlaufen
vom Central aus drei Straßen: der Lim-
matquai, ein belebter Uferboulevard, die
Niederdorfstrasse, eine leicht schmudde-
lige Vergnügungsmeile, und die Zährin-
gerstrasse, in der es bezahlbare Hotels,
Buchläden und uneitle Gastronomiebe-
triebe gibt.
µ Tram 3, 4, 6, 7, 15, Station: Central
Der Kontrast zur extravaganten Bahn-
hofstrasse auf der anderen Flussseite
könnte kaum größer sein. Hier im Nieder-
dorf ist immer etwas los, rund um die Uhr
lassen sich Jung und Alt Cocktails, Bier-
chen oder eine Cola schmecken. Die Lat-
te-macchiato-Fraktion und die Weinge-
nießer wird man hier unten kaum sehen,
sie haben ihr Revier im Oberdorf ober-
halb des Hirschenplatzes [M7], wenn das
Niveau der Küche und auch die Preisge-
staltung anziehen. In der unteren Nie-
derdorfstrasse herrscht Zünftigkeit - wie
beim Johanniter (s. S. 42), einer rustika-
len Bierstube, in der man zu vernünftigen
Preisen einheimische Speisen erhält. Im
Sommerhalbjahr sind die Plätze vor dem
mächtigen Gasthaus mit Blick auf das
Heer der Flanierenden bereits am spä-
ten Vormittag gut gefüllt.
Ein besonderer Reiz des Niederdorfs
sind die vielen versteckten Winkel und
Ecken, die man nur mit Muße entdeckt.
Wer die Preyer- oder die Spitalgasse links
hinaufgeht, stößt nach kürzester Zeit auf
einen imposanten Sakralbau.
 preDigerkirCHe *
[m7]
Die Klosterkirche am Predigerplatz/
Zähringerplatz stammt aus dem 13. Jh.
und beeindruckt von außen durch ihren
97 m hohen neugotischen Turm, der erst
1900 errichtet wurde und alle anderen
Kirchtürme der Stadt überragt.
Einst wirkten an dieser Stätte Domini-
kanermönche, doch nach der Reformati-
on erlebte das Haus verschiedene neue -
weltliche - Nutzungen, vor allem als La-
gerstätte von Nahrungsmitteln. Erst ab
Anfang des 17. Jh. diente das Kirchen-
schiff wieder für Gottesdienste und
kirchliche Anlässe. So wurden hier die
Á nieDerDorfstrasse *
[m7]
Nach 20 Metern auf der Niederdorf-
strasse weiß der Reisende: Es gibt sie
nicht, die eine Schweiz, und auch dass
Zürich lediglich eine Stadt der Banker
und ruheständelnder Milliardäre ist, ist
nur ein Mythos. In dieser meist schatti-
gen, autofreien Straße und den angren-
zenden Gassen reihen sich Fast-Food-
Imbisse, Sexshops und alteingesessene
Biertempel aneinander, die ein buntes
Publikum anziehen.
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