Travel Reference
In-Depth Information
D
IE
O
RCHIDEEN DES
T
OSKANISCHEN
A
RCHIPELS
Auf den Inseln des Toskanischen Archipels gibt es zwi-
schen
40 und 47 Arten und Unterarten
der Orchidee.
Vor allem im Osten Elbas auf den kargen Böden, die
Bergbau und Brände zurückgelassen haben, sind sie öf-
ter zu sehen. Typische Vertreter sind das
Kleine Kna-
benkraut
(Orchis morio),
das
Milchweiße Knabenkraut
(Orchis lactea),
das
Gefleckte Knabenkraut
(Dactylor-
hiza maculata),
der
Echte Zungenstendel
(Seraphias lin-
gua)
und verschiedene
Ragwurz-Arten
(Ophrys).
Interessanterweise hat Ragwurz sehr unterschiedlich
ausgeprägte
Lippen,
in manchen Fällen sogar an nur ei-
ner Pflanze. Dies hat folgenden Grund: Die Blüten die-
ser Gattung geben keine süßen Lockstoffe ab. Um eine
Bestäubung vorzunehmen, müssen aber
männliche In-
sekten
angelockt werden; also geschieht dies mittels ei-
ner
Sexualtäuschung:
Die Lippe ähnelt in ihrer Form
dem Unterleib der Weibchen der verschiedenen Arten
von Bestäuberinsekten. Manchmal entwickelt sie sogar
eine Art Behaarung. Einige Blüten produzieren auch
Duftstoffe, die Sexuallockstoffen gleichen. Als Resultat
dieser Täuschung versuchen die Männchen, auf der Lip-
pe zu kopulieren, und bestäuben die Pflanze. Typische
Vertreter dieser Orchideenart sind
Spinnen-Ragwurz
(Ophrys shegodes),
Hummel-Ragwurz
(Ophrys holose-
ricea)
oder
Drohnen-Ragwurz
(Ophrys bombyliflora).
Der
Name „Orchidee“
geht übrigens auf das griechi-
sche
orchis
zurück, was so viel wie „Hoden“ bedeutet
und die häufigste Wurzelform bei den verschiedenen
Orchideengattungen beschreibt. In der Knolle befinden
sich die Nährstoffreserven, sodass viele Orchideen auch
an unwirtlichen Stellen gedeihen können.
Leider sind diese knolligen Wurzeln auch eine belieb-
te Nahrung bei
Wildschweinen.
Das Orchideenvor-
kommen auf Elba ist aufgrund der immer größer wer-
denden Wildschweinpopulation schon etwas in Mitlei-
denschaft gezogen worden. Die Situation wird zusätz-
lich dadurch erschwert, dass Orchideen einen
langen
biologischen Zyklus
haben. Zwar kann eine einzige
Pflanze bis zu 60.000 Samen produzieren, jedoch ge-
lingt es nur wenigen zu keimen. Und es können bis zu
sechs Jahre vergehen, ehe die Pflanze blüht. Waren vor
einigen Jahren noch viele Orchideen in der wilden Na-
tur zu bewundern, so muss man heute schon genauer
hinsehen, um sie zu entdecken.