Travel Reference
In-Depth Information
Armut und Kriminalität zu erkennen, kündigte 2007 an, dass Rio
2,5 Mrd. Euro in die Favelas investieren will, um sie mit Trinkwasser
und besseren Sanitäranlagen, Straßen und Häusern zu versorgen. Als
erster brasilianischer Präsident besuchte er selbst eine Favela - Canta-
galo. Später äußerte er einem Reporter gegenüber, dass eine derartige
Investition, welche die Menschen mit notwendigen Dienstleistungen
versorgt, die einzige Möglichkeit sei, die Drogenlords zu bekämpfen.
Auf kommunaler Ebene verfolgte die Polizei einen Neuansatz beim
Umgang mit den Drogenhändlern in den Favelas. Angeführt von ei-
nem neuen Flügel namens Unidade de Polícia Pacificadora (etwa „Ein-
heit der Befriedungspolizei“) vertrieb sie die Drogenhändler wie zuvor,
doch danach blieben die Sicherheitskräfte in der Siedlung. Die Favela
Dona Marta war 2008 die erste „befriedete“ Favela; Millionen Reais
wurden hier investiert, um Häuser zu renovieren oder manchmal zu
ersetzen, die Sanitäranlagen zu verbessern und einen neuen Fußball-
platz anzulegen. Als folgenreichste Neuerung gilt jedoch der Bau einer
Seilbahn, die den Bewohnern die Plackerei von 788 Stufen hinauf auf
den Gipfel der Favela ersparte.
Diese Strategie erwies sich als bemerkenswert erfolgreich und wurde
inzwischen in etwa 20 anderen Favelas rund um Rio mit schätzungs-
weise 400 000 Bewohnern angewandt. Präsidentin Dilma Rousseff, die
bei den Wahlen 2010 zu Lulas Nachfolgerin gewählt wurde, setzt die
Politik ihres Vorgängers fort mit dem Ziel, den ärmsten Siedlungen Bra-
siliens grundlegende Verbesserungen zu bringen.
Der Erfolg des Befriedungsprogramms basiert zu einem Großteil auf
der Kooperation (und der Gemeinschaftsfinanzierung) aller drei Regie-
rungsebenen - der Stadt, des Bundesstaats und des Staats. Rousseff
arbeitet zusammen mit Rios beliebtem Bürgermeister Eduardo Paes,
der 2012 zum zweiten Mal gewählt wurde, und dem Gouverneur des
Bundesstaats, Sergio Cabral, dessen zweite Amtszeit 2014 endet. Beide
spielten eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Verbesserun-
gen in den Favelas, aber auch bei anderen Entwicklungen in der Stadt
(besonders den Infrastruktur- und kommunalen Projekten im Zusam-
menhang mit der Sommerolympiade 2016).
Im Großen und Ganzen sind die Einwohner glücklich über die Verän-
derungen in ihren Vierteln: verbesserte soziale Dienstleistungen, Müll-
abfuhr und die Eröffnung von mehr als 150 neuen Schulen sowie ein
spürbarer Rückgang der Kriminalität. Doch angesichts von 900 Favelas
mit zusammen über einer Million Einwohnern hat Rio noch einen lan-
gen Weg vor sich. Die Stadt hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 alle Fa-
velas Rios zu erreichen, dies soll schätzungsweise 8 Mrd. R$ kosten.
Einen Einblick in
die oft brutale
Taktik der Polizei
beim Kampf
gegen Drogen-
händler zeigt der
semi-fiktionale
Film Tropa de
Elite (Elitetruppe)
aus dem Jahr
2007, der nach
langjährigen
Recherchen bei
ehemaligen
Polizeioffizieren
und Drogenhänd-
lern entstand.
Immer häufiger
besuchen
berühmte
Persönlichkeiten
Favelas. In den
vergangenen
Jahren haben
Präsidentin
Rousseff,
US-Präsident
Obama, Prinz
Harry und lady
Gaga Favelas in
Rio besichtigt.
Search WWH ::




Custom Search