Travel Reference
In-Depth Information
völkerungszusammensetzung. Zuerst wurde das seltene Metall in den
1690er-Jahren von bandeirantes (Abenteurern und Sklavenjägern) ent-
deckt; als sich die Nachricht verbreitete, trafen scharenweise Goldsu-
cher ein. Im Lauf der nächsten 50 Jahre strömten schätzungsweise
500 000 Portugiesen nach Brasilien, und viele Tausend afrikanische
Sklaven wurden ins Land gebracht. Rio war für diesen Menschenstrom
und für den Güterverkehr von und zu den Goldminen in Minas Gerais
das natürliche Eingangstor.
Im 18. Jh. verwandelte sich Rio in eine raue, wilde Stadt, die eine
üble Sorte europäischer Auswanderer anzog. Die meisten ließen sich in
der Nähe des Wassers (an der heutigen Praça XV de Novembro) nieder,
das Reihen von Lagerhäusern säumten, und entlang der Hauptstraßen
standen laute Wirtshäuser. Schmuggel grassierte, Schiffe wurden aus-
geraubt, Seeleute ermordet und die Polizei bestochen. Wegen des vielen
Goldes, das die Stadt passierte, waren Piraten eine ständige Gefahr.
Lediglich die religiösen Ordensgemeinschaften, die in kleinen Gruppen
kamen und die ersten Kirchen Rios bauten, brachten etwas Mäßigung
und Besonnenheit in den Ort.
Rio unter dem König
1807 marschierte Napoleons Armee gen Lissabon. Zwei Tage vor der
Invasion der Franzosen stachen 40 Schiffe in See, auf denen sich der
portugiesische Prinzregent Dom João (der spätere König Johann VI.)
und sein kompletter Hof mit 15 000 Personen befanden. Unter dem
Schutz britischer Kriegsschiffe segelten sie nach Brasilien. Die Flotte
landete zunächst in Bahia, wo ihre chaotische Versammlung verwun-
dert bestaunt wurde, und reiste dann weiter nach Rio, wo sich der ge-
samte Hof niederließ.
Dies hatte für die Stadt weitreichende Folgen, denn der Regent, der
die abendländische Hochkultur vermisste, wandte Rio seine Aufmerk-
samkeit zu und plante, seine neue Heimat in eine prächtige Metropole
im Stil der Alten Welt zu verwandeln. Europäische Kunsthandwerker
kamen scharenweise nach Rio. Die Briten erhielten als Dank dafür,
dass sie dem König die sichere Überfahrt nach Brasilien ermöglicht
hatten, Zugang zu den brasilianischen Häfen, und viele englische
Händler und Kaufleute eröffneten im Stadtzentrum Geschäfte. Auch
antinapoleonisch eingestellte Franzosen und andere Europäer trafen in
Rio ein und trugen zu einer internationalen Atmosphäre bei, die bis
dahin völlig unbekannt war. Als der deutsche Prinz und anerkannte
Naturforscher Alexander Philipp Maximilian 1815 in Brasilien eintraf,
beschrieb er die zahlreichen Nationalitäten und die vielen verschiede-
nen Menschen, denen er begegnete.
Histo-
rische
Bücher
Kleine Geschichte
Brasiliens (Stefan
Rinke, Frederik
Schulze)
The History of
Brazil (Robert
Levine)
The New Brazil
(Riordan Roett)
1917
Die erste Aufnahme
des lieds Pelo Telefone
gilt als oizielle
Geburtsstunde des
Sambas. Dieser und
andere Titel werden
bald überall im Radio
gespielt.
1923
Der Copacabana
Palace öfnet seine Tü-
ren. Er wird zu einem
Symbol des tropischen
Glamours; während
des Booms vor der
Wirtschaftskrise liegt
nun der internationale
Jetset ein.
1928
Die Deixa Falar eröf-
net als erste escola de
samba (Sambaschule;
„Schule“, weil sie ne-
ben einer Grundschule
liegt), später im Jahr
folgt die Mangueira.
1930
Getúlio Vargas kommt
an die Macht. Er
herrscht über einen
extrem autoritären
Staat und spielt in den
folgenden zwei Jahr-
zehnten eine wichtige
Rolle in der brasiliani-
schen Politik.
Search WWH ::




Custom Search