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Dom João VI. (Johann VI.) verliebte sich regelrecht in Rio. Als großer
Naturfreund gründete er den Botanischen Garten und machte das Ba-
den im Meer in Rio bekannt. Dafür ließ er in Caju eigens einen Steg
bauen, an dessen Ende sich eine Badewanne befand; in diese stieg er
vollständig bekleidet hinein, während die Wellen sanft dagegenschlu-
gen. Seine Frau Carlota Joaquina (Charlotte Joachime) badete dagegen
nackt. All dies geschah lange vor der Öffnung der Copacobana für den
Rest der Stadt; sie war damals ein unberührter weißer Sandstrand, ein-
gerahmt von mit Regenwald bedeckten Bergen, den man nur mittels
einer beschwerlichen Reise erreichen konnte.
Mit dem Hof kamen auch Geld und talentierte Handwerker in die
Stadt. Beides trug zur Entstehung verschiedener Bauwerke bei, die bis
heute erhalten blieben, etwa der Palast in der Quinta da Boa Vista. Bin-
nen eines Jahres nach seiner Ankunft gründete Johann VI. die Ärzte-
schule, die Bank von Brasilien, das Gericht, die Marineakademie und
die Königliche Druckerei.
Eigentlich hätte der Prinzregent nach Napoleons Niederlage in Water-
loo 1815 nach Portugal zurückkehren sollen, doch er blieb in Brasilien.
Im folgenden Jahr starb seine Mutter Dona Maria I., die dem Wahnsinn
verfallen war, und Johann VI. wurde König. Er wies die Aufforderungen,
nach Portugal zurückzukehren, zurück und erklärte stattdessen Rio zur
Hauptstadt des Vereinigten Königreichs von Portugal, Brasilien und der
Algarve. Brasilien wurde die einzige Kolonie der Neuen Welt, auf deren
Boden jemals ein europäischer Monarch regierte.
Fünf Jahre später gab Johann VI. schließlich dem politischen Druck
nach und verließ Südamerika wieder. Sein 23-jähriger Sohn Pedro blieb
als Prinzregent in Rio zurück. Nach Portugal zurückgekehrt, sah sich
der König mit den neu gebildeten Cortes konfrontiert, einer verfas-
sungsgebenden Versammlung, die versuchte, die Macht der Monarchie
zu beschränken. Sie hatte sich viele Ziele gesetzt, und eine davon war,
den früheren Zustand Brasiliens als Kolonie wiederherzustellen. An Pe-
dro wurde Nachricht gesandt, dass sein Einfluss sehr eingeschränkt
worden war. Beim Empfang dieser Weisung 1822 soll er sein Schwert
gezogen, „ Independência ou morte!“ („Unabhängigkeit oder Tod!“) geru-
fen und sich selbst zum Kaiser Dom Petro I. (Peter I.) von Brasilien
ausgerufen haben.
Portugal war zu geschwächt, um gegen seinen Lieblingssohn in den
Kampf zu ziehen, ganz zu schweigen von den Briten, die sich den größ-
ten Gewinn von der Unabhängigkeit Brasiliens versprechen konnten
und diesem zu Hilfe gekommen wären. So erlangte das Land seine Un-
abhängigkeit, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen, und Peter I. wurde
das Oberhaupt des Kaiserreichs Brasilien. (Allerdings blieb dieses - un-
1932
Rio veranstaltet seine
erste Karnevalspara-
de. Die Mangueira
gewinnt und unter-
mauert schnell ihren
Status als führende
Sambaschule
der Stadt.
1937
Präsident Getúlio
Vargas kündigt eine
neue Verfassung an,
verabschiedet 1938
das Gesetz zu den
Mindestlöhnen,
vergrößert die
Armee und zentrali-
siert die Macht.
1942
Zu Beginn des Zweiten
Weltkriegs noch neut-
ral, schließt sich Brasi-
lien nun den Alliierten
an, stellt Rohstofe
bereit und entsendet
(als einziges latein-
amerikanisches land)
25 000 Soldaten.
1950
Das neue Maracanã-
Stadion steht im Mit-
telpunkt der Fußball-
WM. Brasilien domi-
niert, unterliegt aber
im Finale vor 200 000
Fans überraschend
gegen Uruguay.
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