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Zwischen Portugiesen und Sklaven entstanden viele illegitime Bezie-
hungen, Kinder mit gemischtrassigem Hintergrund wurden in der Ge-
sellschaft weitgehend akzeptiert und wuchsen als freie Bürger auf. Dies
trug beträchtlich dazu bei, dass Brasilien ein ethnischer Schmelztiegel
wurde. In Rio waren Fluchtversuche von Sklaven zwar seltener als im
brutaleren Klima des Nordostens, doch sie kamen vor. Wer die Flucht
wagte, machte sich oft auf in die quilombos (Siedlungen geflohener
Sklaven). Einige entwickelten sich zu regelrechten Städten, etwa Palma-
res, das 20 000 Einwohner hatte und den größten Teil des 17. Jhs. über
bestand, ehe es von Regierungstruppen eingenommen wurde.
Das Ausland setzte Brasilien unter Druck, die Sklaverei zu beenden,
und 1830 wurde der Handel mit Menschen schließlich verboten. Dies
nützte den Sklaven, die bereits im Land waren, überhaupt nichts; sie
mussten weitere zwei Generationen lang auf ihre Freiheit warten. Trotz
der Ächtung ging der Sklavenhandel bis in die 1850er-Jahre hinein wei-
ter, und zwischen 1830 und 1850 wurden noch einmal 500 000 Sklaven
nach Brasilien geschmuggelt. Schließlich unterbanden die Briten (aus
wirtschaftlichem Eigeninteresse) den brasilianischen Sklavenhandel
mit Marinegeschwadern.
Gegen Ende des 19. Jhs. erreichte der Druck aus dem Ausland und
aus Brasilien selbst seinen Höhepunkt, und 1888 wurde von den Stufen
des Kaiserpalastes oberhalb der Praça Quinze de Novembro das Ende
der Sklaverei verkündet. Brasilien war das letzte Land der Neuen Welt,
das die Sklaverei abschaffte.
Die Anfänge Rios
Um die Kolonie in Gang zu bringen, bauten die Portugiesen im Jahr
1567 eine befestigte Stadt auf dem Morro do Castelo. Sie sollte maxima-
len Schutz vor europäischen Invasionen vom Meer her und vor Angrif-
fen der Indios zu Land bieten. Zu Ehren des Schutzheiligen Sebastião,
des Namensvetters von König Sebastian (Sebastião) von Portugal,
nannte man die Stadt São Sebastião. In ihren Anfangstagen war die
von den 500 ersten cariocas (Bewohner Rios) zusammenschusterte
Siedlung eine schlecht geplante Anlage mit unregelmäßigen Straßen im
Stil des mittelalterlichen Portugals. Bis in die zweite Hälfte des 17. Jhs.
blieb es eine Kleinstadt, die vom Export von Brasilholz und Zuckerrohr
lebte. Bei der ersten Volkszählung im Jahr 1600 bestand Rios Bevölke-
rung aus 3000 Indios , 750 Portugiesen und 100 Schwarzen.
Doch der hervorragende Hafen und das Land, das gut für den Anbau
von Zuckerrohr geeignet war, machten Rio im 17. Jh. zur drittwichtigs-
ten Siedlung Brasiliens (hinter Salvador da Bahia und Recife-Olinda).
Der Goldrausch in Minas Gerais hatte für Rio weitreichende Folgen
und führte auf drei Kontinenten zu wichtigen Veränderungen der Be-
Während des
Goldrauschs, den
die Entdeckung
von Gold in Minas
Gerais im 18. Jh.
auslöste, wander-
ten etwa 500 000
Portugiesen nach
Brasilien aus,
gleichzeitig
wurden Tausende
Sklaven ins land
gebracht. Rio
bildete das Tor,
durch das die
Menschen und
die Güter zu und
von den Goldfel-
dern strömten.
1831
Peter I., Brasiliens
erster Kaiser, erweist
sich als unfähig und
dankt ab. Sein Sohn
Peter II. übernimmt die
Macht und leitet eine
lange Periode des
Wachstums und der
Stabilität ein.
1888
Brasilien schaft
als letztes land
der Neuen Welt die
Sklaverei ab. Princesa
Isabel (Isabella), die
viele Schwarze als ihre
Wohltäterin verehren,
unterzeichnet das
Gesetz.
1889
Ein Militärputsch,
der von den reichen
brasilianischen Kafee-
farmern unterstützt
wird, bringt Peter II.
zu Fall. Die Monarchie
wird abgeschaft, die
brasilianische Repub-
lik geboren.
1900
Bürgermeister Pereira
Passos leitet eine
Periode der Urbanisie-
rung ein: Er errichtet
Prachtboulevards, bin-
det Copacabana an die
Stadt an und verbes-
sert die Gesundheit
und Sanitäranlagen.
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