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dIe astrOnOmIsche uhr
„Die Zeit ist an allem schuld“, heißt
es in einem tschechischen Lied. Wenn
die Zeiger der Astronomischen Uhr
(auf Tschechisch „orloj“) am Altstäd-
ter Rathaus Í in der Silvesternacht
stehen bleiben, droht dem tschechi-
schen Volk eine Katastrophe. In die-
ser Nacht haben der Legende nach die
Geister der 27 vor dem Rathaus Í
hingerichteten böhmischen Adligen
die Kontrolle über die Uhr. Deshalb
passt der Prager Uhrmacher Ota-
kar Zámečník, dessen Firma das his-
torische Uhrwerk wartet, ganz be-
sonders zu Silvester auf den „Orloj“
auf. Nicht, dass er auf den Aberglau-
ben etwas gäbe, aber in der Silvester-
nacht 2001 blieb die Uhr stehen - und
Tschechien wurde im folgenden Jahr
von einer gewaltigen Überschwem-
mung heimgesucht.
Aber die Uhr muss schon wegen der
unzähligen Touristen, die zu jeder vol-
len Stunde das Apostel-Figurenspiel
sehen wollen, funktionieren. Das ver-
läuft so: Zunächst erscheint oben im
Turm der Sensenmann zu hellem Glo-
ckengeläut. Danach treten aus blauen
Türchen über der astronomischen Tür
die zwölf Apostel heraus. Zum Schluss
kräht ein Hahn und die Turmuhr
schlägt die Stunde. Die Astronomische
Uhr läuft seit 1410 beinahe ununter-
brochen. Das komplizierte Uhrwerk
von Meister Hanusch, einem Astrono-
men der Karlsuniversität, zeigt nicht
nur die Zeit, sondern auch die Positi-
on der Planeten an. Auf dem äußeren
Scheibenring zeigen arabische Ziffern
die mitteleuropäische Zeit an. Der in-
nere Kreis markiert die Stellung der
Tierkreiszeichen. Bei der Restaurie-
rung der Uhr im Jahr 1865 wurde
ein kreisförmiges Kalendarium mit
einem Medaillon für jeden der 12 Mo-
nate vom Maler Josef Mánes hinzu-
gefügt. Das Original befindet sich im
Hauptstadtmuseum, es wurde 1962
durch eine Kopie ersetzt. Und es gibt
noch eine Legende um den Orloj. Der
Stadtrat habe Meister Hanusch mit
dem Schwert blenden lassen, damit er
nie mehr ein ähnliches Uhrwerk bau-
en konnte. Jedenfalls sind keine Kon-
struktionszeichnungen gefunden wor-
den. Keine leichte Aufgabe also für die
Firma von Otakar Zámečník, die als
einzige in Prag das Uhrwerk in Gang
halten kann.
Î teynKirche
(týnsKý chrám) **
schmückte ein großer goldener Kelch,
Symbol der Utraquisten. Darunter
stand die Statue des Königs Georg
von Poděbrady mit dem Schwert in
der Hand. Nach der Niederlage der
Hussiten fiel die Kirche an die Katho-
liken, die die Symbole der Rebellion
beseitigten und an ihrer Stelle 1626
eine Figur der Jungfrau Maria aufstell-
ten. Die Teynkirche wurde im 14. Jh.
auf romanischen und frühgotischen
[i6]
Die Kirche ist ein weiteres Wahr-
zeichen des Altstädter Rings. Ihre
schlanken Türme mit vergoldeten
Verzierungen tauchen den Platz in
eine märchenhafte Atmosphäre.
Während der hussitischen Re-
formation war sie die städtische
Hauptkirche. Ihren gotischen Giebel
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