Travel Reference
In-Depth Information
Die Sage vom weisen Njáll
Die Sage vom weisen Njáll, die während
der Christianisierung Islands im Jahr 1000
spielt, ist die isländische Volkssage. Der
christliche Njáll ist allwissend, hat hellse-
herische Fähigkeiten, kennt alle Gesetze
des Landes und gibt weise Ratschläge.
Sein Urteil ist stets gerecht. Die Men-
schen rufen ihn, um Streitigkeiten zu
schlichten. Seinem jungen heidnischen
Freund Gunnar Hámundarson, dem Füh-
rer einer mächtigen Bauernsippe, steht
Njáll immer mit seinem Rat zur Seite.
Gunnar wird durch seine streitsüchtige
Frau Hallgerður, die sich mit Njálls Frau
Bergþóra entzweite, in die Streitigkeiten
der Sippen hineingerissen. Darauf rät
Njáll Gunnar, möglichst allen Streit zu
vermeiden. Dies schürt die Wut einiger
aus der Gegensippe. Durch deren blinde
Leidenschaft verkehren sich die guten
Ratschläge Njálls ins Gegenteil, und die
Folgen fallen tragisch auf ihn zurück. Njáll
warnt Gunnar davor, einen Totschlag im
dritten Glied seiner Blutsverwandtschaft
zu begehen, denn dadurch würde sein
Geschlecht ausgelöscht werden. Aus
Notwehr tötet Gunnar jedoch Þórgeir Ot-
kelsson, den mit ihm blutsverwandten
Führer der Gegensippe. Es kommt zu ei-
ner Anklage auf dem Alþing. Gunnar
wird schuldig gesprochen und geächtet.
Die Blutrache der heidnischen Sippen
vernichtet daraufhin Gunnar und seinen
Hof Hlíðarendi („Hangende“). Auch die
Söhne Njálls werden durch den Unter-
gang Gunnars in den Sippenstreit ver-
wickelt. Ihr Hof Bergþórshvoll wird in
Brand gesteckt. Njáll und seine Söhne
kommen in dem Feuer um - der weise
Njáll aber stirbt unschuldig als Märtyrer.
Dieser Märtyrertod des Njáll, der in christ-
lichem Denken stets die Versöhnung pre-
digte, durchbrach bei den Überlebenden
der heidnischen Sippen letztendlich den
Teufelskreis aus Blutrache und Gewalt
und leitete die Versöhnung ein.
Die Akteure und die Handlung der
Njáll-Saga sind historisch verbürgt. Die
Saga wurde um das Jahr 1280, wenige
Jahre nachdem sich die Isländer den Nor-
wegern unterworfen hatten, von einem
unbekannten Dichter niedergeschrieben.
Zitate aus diesem Werk gehören zum all-
gemeinen Sprachgebrauch. „Fögur er
hlíðin“ - „Schön ist der Hang“, diese
Worte Gunnars sind Ausdruck für die
Heimatliebe der Isländer geworden. Die
beiden durch die Sippenfehde zerstörten
Höfe standen einst in der Gegend um
Hvolsvöllur.
Am Ufer des Flusses Eystri-Rangá liegt
neben der Piste F 210 ein großer Felsen,
der einmal vom Wildwasser umspült wur-
de. An diesem Gunnarstein soll sich der
berühmteste Kampf der Njáll-Saga zuge-
tragen haben (Hinweistafel): Gunnar
kämpfte hier mit seinen beiden Brüdern
Kolskeggur und Hjörtur gegen 30 Mann.
In einem nahen Grabhügel fand man Ge-
beine und einen mit einem Hirsch ver-
zierten Fingerring. Man nimmt an, dass
dieser Hjörtur (= Hirsch) gehörte.
Search WWH ::




Custom Search