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wurden. Die Lieder der älteren Edda
sind ebenso wie Skaldenlieder versge-
bunden und reich an Metaphern. Die
Edda ist die einzige zuverlässige Quelle
für das Leben und die Weltanschauung
der germanischen Völker dieser Zeit.
Die Lieder-Edda bildet auch die Grund-
lage für den „Ring der Nibelungen“ von
Richard Wagner.
Das erste und berühmteste Götter-
lied der älteren Edda ist „Völuspá“, in
dem „die Seherin spricht“ (isl. völva
spá ): „Alle Edlen gebiet ich Andacht, …
Ich will Walvaters Wirken künden, der
ältesten Sagen, der ich mich entsinne
…“ - Wie die Menschen im christlichen
Glauben nach der Erschaffung der Erde
vom Teufel in Versuchung geführt wer-
den und im Harmageddon schließlich
nur die Guten überleben, beinhaltet das
gewaltige Schöpfungslied der Völuspá
die Weltschöpfung durch die Asen
(Götter) und deren Versündigung. In
Ragnarök kämpfen die Asen gegen die
Riesen (Dämonen), und es beginnt der
Weltuntergang, die Apokalypse, die
Götterdämmerung der germanischen
Religionsvorstellung. Die sündigen Göt-
ter und die Dämonen werden vernich-
tet. Dann entsteht eine neue Welt.
Snorri Sturluson verfasste um 1220 die
Snorra-Edda. Diese wird auch jüngere
oder Prosa-Edda genannt. Sie war ur-
sprünglich ein Lehrbuch für junge Sän-
ger zur Erlernung der skaldischen
Dichtkunst. Es handelt sich dabei um
die umfangreichste Quellenschrift nor-
discher Mythologie überhaupt. Für
Snorri Sturluson stand jedoch nicht die
einfache Wiedergabe dieser Mytholo-
gie im Vordergrund, sondern ihre
christliche Interpretation. In dieser
Sicht sind die Asen nicht allein die my-
thischen germanischen Götter, sondern
einst aus Troja nach Skandinavien ein-
gewanderte Menschen, die dort wegen
ihrer „Zauberkräfte“ als Götter verehrt
und zu „göttlichen Individuen“ wurden.
Es entspricht altnordischer Dichter-
tradition, die Texte zu verschlüsseln und
tatsächliche Begebenheiten zu um-
schreiben. In der Prosa-Edda werden
drei typische Stilmittel verwendet.
Beim „kenningar“ wird eine auf My-
then anspielende, bildhafte Umschrei-
bung eines Wortes verwendet. Des
„Zwergs Überlisterin“ ist beispielsweise
eine Umschreibung für die Sonne. Die
Sonnenstrahlen konnten in der germa-
nischen Mythologie nämlich einen
Zwerg zu Stein verwandeln. Beim
„ukend heiti“ wird ein Begriff durch ein
anderes einfaches Wort ersetzt; ein
Pferd ist zum Beispiel ein Renner.
„Fornöfn“ sind mythische Namen für
Männer, Frauen, Waffen, Schiffe und
anderes. Die Stätten der nordischen
Göttersagen sind heute noch dort zu
finden, wo einst die Dichter lebten, in
der aktiven Vulkanzone Islands. Rätsel-
hafte Ortsbeschreibungen und geheim-
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