Travel Reference
In-Depth Information
Das eigentliche Boarding. Während sich alle im Flugzeug sortieren und ihre Plätze einnehmen,
durchleben die meisten Fluggäste nacheinander drei Zustände: 1. Genervt darauf warten, dass die
anderenendlichihrZeugverstauthaben,damitesweitergeht,unddabeiausstrahlen,dassdieDoof-
köppe sich etwas beeilen könnten. 2. Selbst seine Sachen verstauen und dabei Selbstgerechtigkeit
ausstrahlen, sich alle Zeit der Welt nehmen und großflächig in der Ablage ausbreiten, vielleicht
noch zwei Mal den Platz mit dem Ehepartner tauschen. 3. Endlich auf dem Platz sitzen und vor-
wurfsvoll die anderen im Gang anstarren, die so lange brauchen, obwohl sie selbst doch eigentlich
abflugbereit sind. Unabdinglicher Bestandteil des Boarding ist der Kampf um den Stauraum in der
Ablage. Manche Verrückte bringen Koffer mit in die Kabine, die in allen drei Dimensionen exakt
0,01cmkleineralsdaszulässigeMaßsind-alsogroßgenug,umdarineinmittelgroßesAlphornzu
transportieren. Solche Koffer werden ohne Rücksicht auf Verluste in die Ablage gerammt. Natür-
lich beharrt jeder Fluggast darauf, dass seine Tasche direkt überihm deponiert wirdundnirgendwo
sonst.
Der Start. Einige Fluggäste werfen panisch Kaugummi ein, als wäre der Kampf gegen eine Verän-
derung des Kabinendrucks ein religiöses Ritual, ohne das der Flieger nicht abheben kann. Leider
dürfen Sie hier noch keine Kopfhörer einstöpseln oder sich mit Ihrem Smartphone beschäftigen.
Stellen Sie sich unverzüglich schlafend, falls in Ihrer Nähe nervöse Erstflieger sitzen.
Der Flug. Sobald die Reiseflughöhe erreicht ist, ziehen Sie Kopfhörer auf. Warten Sie darauf, dass
der Flug vorüber ist. Reden Sie mit niemandem. Alle anderen werden immerzu fluchen - über die
Verspätung, über das Schaukeln, über die Stewardess, die immer noch nicht mit dem Alkohol da
war, über die Duty-free-Preise, über die Flugroute, über die Wolken.
Die Flugzeugtoilette. Sie ist für groß gewachsene Menschen nicht geeignet, wobei die Designer
dieser Toiletten alle jenseits der 1,70 zu dieser Gruppe zählen. Wenn Sie Glück haben, bekommen
Sie Ihre Knie so angewinkelt, dass Sie die Tür komplett schließen können. Als Stubenhocker soll-
tenSiedieFlugzeugtoilette nurimNotfall aufsuchen, denndiemeisten Menschen scheinen großen
Spaß daran zu haben, ihre Verdauung auf ihre Flugzeiten auszurichten.
Das Essen. Sie bekommen eine Warmhalteschale von der Größe einer Katzenfutterdose. Beim Ab-
lösendesAludeckels ziehen SiesichVerbrennungen zweiten GradesandenFingerkuppen zu.Kei-
ne Angst, beim Essen wird Ihnen nichts geschehen - die ganze Hitze der Mikrowelle steckt in der
Packung, die kümmerlichen Brocken in ihrem Inneren haben davon nur den kleinsten Teil abbe-
kommen. Was Sie zunächst für seltsame Variationen von Zahnstochern halten, entpuppt sich als
Besteck. Das Kartoffelgratin erinnert Sie an den Tag, als Sie hinten im Vorratsschrank die Bananen
vom letzten Jahr gefunden haben. Der Nachtisch ist ein daumengroßer Zupfkuchen in Zellophan,
den Ihr Klempner liebend gerne zum Auskleiden der Wasserleitung verwenden würde. Guten Ap-
petit!
Die Landung. Wieder flackert bei einigen Fluggästen die Kaugummipanik auf. Stubenhocker klat-
schen nicht.
LeiderkönnenSiebeimFliegennichtspontandenSitzplatzwechseln,wennderNachbareinenwenig
vertrauenswürdigenEindruckmacht.Siemüssennehmen,waskommt.DahersolltenSiesichimKla-
Search WWH ::




Custom Search