Travel Reference
In-Depth Information
sam daran gewöhnen. Stürzen Sie sich nicht gleich in eine Fernreise. Sie würden vielleicht das Ziel
erreichen, doch danach müssten Sie sich zwei Tage im Hotel einschließen, um wieder zu Kräften zu
kommen. Außerdem ist die Gefahr von Verletzungen einfach zu groß: Durch übermäßiges Railrot-
ting dehydrieren Sie schnell, Sie verlieren die Orientierung, Ihnen wird schwindelig, Sie stoßen sich
den Kopf an der Kofferablage oder steigen am falschen Bahnhof aus. Die Bundespolizei wird öfter
als Sie glauben, zu Hilfe gerufen, um verwirrte Railrotter, die sich überschätzt haben, in Bahnhöfen
wie Treysa oder Papenburg aufzusammeln und ihren Familien zurückzuführen.
Als Railrotter durchlaufen Sie typischerweise diese Bewusstseinsstufen:
Regionalfahrer (Anfänger): Sie sollten nur kürzere Zugfahrten angehen. S-Bahnen sind zum Ein-
stieg zu empfehlen, fangen Sie dann mit Nahverkehrsverbindungen an. Steigern Sie die Entfernun-
gen vorsichtig. Meiden Sie den Berufsverkehr, solange Sie in den Gepflogenheiten des Railrotting
noch nicht firm sind. Sammeln Sie erste Erfahrungen darin, die perfekten Plätze in der Bahn zu
finden, undlernen Sie Ihre Kräfte einzuteilen. Denken Sie immer daran, sich genug Energie fürdie
Rückreise aufzuheben. Trinken Sie regelmäßig. Machen Sie keine ruckartigen Bewegungen.
100-km-Fahrer (Mittelstufe): Sie sind schon so weit in Form, dass Sie regelmäßig über 1 Stunde
Bahn fahren können, ohne dass Ihnen schwindelig wird. Selbst längere Warteperioden am Bahn-
steig überstehen Sie ohne Schweißausbrüche. Allerdings sind Sie noch nicht so weit, mit Verspä-
tungen über 30 Minuten oder umgekehrter Wagenreihung umzugehen. Gelegentlich müssen Sie
noch den überteuerten Kaffee im Bordbistro kaufen, um die Fahrt zu überstehen. Besonders die
letzten 10 Minuten vor der Endhaltestelle sind eine Qual.
250-km-Fahrer (Fortgeschrittene): Sie sind ein routinierter Railrotter, der unverzüglich seinen Platz
findet und gleichmäßig weiteratmet, wenn sich unvorhergesehene Umstände auftun. Mit der Elite
können Sie nicht mithalten, aber man findet Sie immer im vorderen Zugteil, und Sie sind bestens
ausgerüstet.
500-km-Fahrer(Profi):SiegehörenzurSpeerspitzederRailrotter.AllIhreErfahrungen,dieSiemü-
hevollinstickigenAbteilengesammelthaben,zahlensichnunaus.MittraumwandlerischerSicher-
heit gleiten Sie durch den Waggon zu Ihrem Platz, finden immer die Ideallinie im Gedrängel am
Bahnsteig und bekommen sogar Ihren großen Koffer noch in der Ablage unter. Sie können wirk-
lich sagen, dass Ihnen beim Railrotting keiner so schnell etwas vormacht, und zu Recht werden Sie
von weniger erfahrenen Railrottern bewundert. Ließe sich damit Geld verdienen, dann könnten Sie
davon leben.
Wie gut sich Railrotting umsetzen lässt, hängt unmittelbar damit zusammen, in welcher Art von Zug
oder Waggon Sie landen:
S-Bahn: Die S-Bahn ist der Viehwaggon unter den Schienentransportmitteln. Nur eine Tram ist
noch unwürdiger. Sie zockeln von Haltestelle zu Haltestelle, werden jedes Mal kräftig durchge-
schüttelt und per Lautsprecher zur Sau gemacht, wenn Sie es wagen, in der Lichtschranke zu ste-
hen. Sitzplätze werden entweder von Rentnern oder Horden aufgekratzter Jugendlicher eingenom-
Search WWH ::




Custom Search