Travel Reference
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men. Seien Sie bei freien Plätzen in gut gefüllten Waggons vorsichtig - wahrscheinlich hat dort
gerade jemand seinen Körperfunktionen freien Lauf gelassen.
Regionalbahn (einstöckig): Eine stolze Art von Bahn, die auf eine lange Geschichte zurückblicken
kann. Sie befinden sich in diesen Regionalbahnen wahrlich in historischen Gefährten. Diese Wag-
gons haben schon im Ersten Weltkrieg Rekruten an die Front gebracht. Entsprechend werden die
sanitärenAnlagenindenRegionalbahnenimhistorischkorrektenZustandgehalten-inFormeines
Lochs im Zugboden mit einer Klappe darüber. Die Polster wurden zuletzt frisch aufgezogen, als
es ein Leck auf einem chinesischen Frachter mit billigen Wolldecken gab, die zu einem Drittel des
Preises abgestoßen und luftgetrocknet werden mussten. Besonders viel Arbeit haben die Ingenieu-
re in die Fenster gesteckt. Sie werden an zwei Griffen heruntergezogen und sind perfekt justiert -
zieht mangleichmäßig anihnen,rührensiesichkeinStück.Erstwennsicheinemittelschwere Per-
sonmit ihrem ganzen Körpergewicht dranhängt, setzt sichdasFenster inBewegung undrauscht so
radikal nach unten, dass es fast zerschmettert wird. Dafür bekommt man es dann nicht mehr hoch.
Regionalexpress (zweistöckig): Die doppelstöckigen Züge wurden vor allem deswegen erfunden,
um oben noch schlechtere Luft zu haben als unten. Wegen des Sauerstoffmangels fällt es nicht so
ins Gewicht, wenn man sich dauernd den Kopf an der Decke stößt. Der zweistöckige RE ist zu-
dem besonders kompakt gebaut. Wer gut trainierte Waden hat, schafft es überhaupt nicht, sich in
die Ritze zwischen dem eigenen Sitz und dem Sitz davor zu schieben. In solchen Fällen muss man
auf einen der 4er-Plätze ausweichen, auf denen sich je zwei Leute gegenübersitzen. Problematisch
wird es in diesem Fall nur, wenn auf dem Platz gegenüber auch jemand sitzen will. Dann beginnt
ein fröhliches Knie- und Unterschenkelstaksen, bei dem besonders Männer aufpassen müssen, um
an empfindlichen Stellen keine bleibenden Verletzungen durch Stöckelschuhe davonzutragen.
IC (alt): Einen alten IC erkennen Sie daran, dass er aus einem einzigen riesigen Abteil besteht. Frü-
her war die eine Hälfte Nichtraucherbereich, die andere Raucherbereich, was eine Menge über den
StellenwertdesNichtrauchensgegenMittedes20.Jahrhundertsaussagt.HeuteistdasgesamteAb-
teil ein Nichtraucherbereich, was dazu führt, dass sich der Schweißgeruch der Passagiere gleich-
mäßig im ganzen Waggon verteilt. Ein IC steuert, wie der Name »Intercity« sagt, eigentlich Städte
an. Aber das Fehlen des Zusatzes »Express« verheißt nichts Gutes. Während ein ICE Großstäd-
te anfährt, erreicht ein IC in der Regel den ganzen Rest - also vom ästhetischen und moralischen
Standpunkt eher Provinz als Zivilisation. Entsprechend sieht der alte IC auch aus.
IC (neu): Der Trick beim neuen IC ist, dass er gar nicht neu ist. Früher hieß er »Interregio«. Dann
wurde er abgespritzt und umlackiert und zum Intercity erklärt. Für die Fahrgäste veränderte sich
lediglich, dass sie einen Intercity-Zuschlag zahlen mussten. Innen kann der »neue« Intercity seine
Vergangenheit nicht verleugnen. Noch immer sind die Wände Senfglasgelb, und die Polstermöbel
laden in verblasstem Türkis zu depressiven Attacken ein. Die Waggons sind eine krude Mischung
aus Abteilen mit fünf asymmetrisch angeordneten Plätzen und Großraumabteilen, die wirken, als
habe ein besoffener Designer in seinen Entwurf geniest.
ICE : Der »Intercity Express« hat inzwischen drei Entwicklungsstufen erlebt. Für Stubenhocker ist
er zumindest teilweise erträglich - denn die neueren Versionen haben auch in der zweiten Klasse
Steckdosen. Sogar einige ICE der ersten Generation sind damit nachgerüstet worden. Doch immer
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