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Ich muss mein Repertoire an Witzen auffrischen. Und einen Berg lustiger Fotos auf mein Smart-
phone laden! Auch die Bilder vom Geburtstagskind, die so dämlich sind, dass sie JEDEN zum Lachen
bringen! Es wird wohl freie Platzwahl geben. Also muss ich früh genug dort sein, um bei den richti-
gen Leuten zu landen. Ein paar bringe ich am besten mit. Gleich mal nachfragen, wie viel Begleitung
o.k. ist.
Man gewinnt eine Reise
Ein Stubenhocker schaut erst mal in seinen Kalender und findet zum Reisetermin schon viele unauf-
schiebbareVerpflichtungen,beispielsweiseeinenTerminbeimZahnarzt.AlsomachtereineListemit
Leuten,denenerdieReiseschenkenkönnte.DieseListepriorisierteraufeinemBlattPapierineinem
zweidimensionalen Raster nach Sympathiegrad und Wahrscheinlichkeit, dass die Person zu diesem
Reiseziel passt. Die so entstandene Rangliste wird abgearbeitet, bis jemand zusagt. Der Stubenho-
ckerärgertsichzwar,dassimKleingedrucktenstand: Eine Auszahlung des Reisewerts ist leider nicht
möglich. Aber er ist mindestens genauso glücklich, einem anderen eine Freude gemacht zu haben.
EinReisesüchtigerspringt20MinuteninderWohnungaufundab,ruftdannseineElternundengsten
Freunde an, um mit seinem Gewinn anzugeben, und füllt anschließend sein Facebook-Profil mit
Werbefotos vom Urlaubsziel, gepaart mit Kommentaren wie: »Schaut mal, wo ich bald bin und ihr
nicht!« Diese Kommentare löscht er allerdings umgehend, als ihm klar wird, dass er eine Begleitung
mitbringen darf. Ihm fallen verschiedene Namen ein, und er macht schnell eine Liste, welche Frau/
welcher Mann ihm aktuell am ehesten zuspricht und bei der/dem sich damit Eindruck schinden lässt.
Dann ruft er diese Person an undverlangt eine sofortige Zusage. Er will nach dem Telefonat mit dem
Packen beginnen, doch da wird ihm bewusst, dass er sowieso immer auf gepackten Koffern sitzt, für
denFall,dassihndieReisesuchtüberkommt.NunbeginntfürihndieWartezeitaufdenUrlaub.Erist
in dieser Zeit mürrisch und unleidlich, weil er immer noch in seinem Alltagsleben feststeckt. Seine
Reisebegleitung, die er am Telefon überrumpelt hat, muss urplötzlich wegen eines Zahnarzttermins
absagen, weswegen er die nächste Person auf der Liste anruft und eine sofortige Zusage einfordert.
Am Tag, an dem er endlich abreist, atmet sein ganzes Umfeld gewaltig auf und blendet ihn auf Face-
book für die Dauer der Reise aus.
Man muss zu einem Termin
am anderen Ende der Stadt
Ein Stubenhocker sammelt sich erst mal. Dann geht er an seinen Rechner und sucht die EXAKTE
Adresse heraus. Außerdem schaut er sich das Kartenmaterial im Detail an und speichert es auch
auf seinem Smartphone, genauso wie alle Kontaktadressen der Zielperson. Die Route wird geplant:
Lohntessich,extradasAutodafürherauszuholen?SindParkmöglichkeitenmöglichstnahamZielort
vorhanden? Wie sieht es alternativ mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus? Sind diese potenziell um
diese Uhrzeit überfüllt? Wie oft muss ich umsteigen?
Ein Stubenhocker hat den perfekten Überblick, wie eine nötige Reise möglichst reibungslos von-
stattengeht-selbstwennsienurineinenanderenStadtteilführt.AlleEventualitätensinddurchdacht,
unddurchdieseEffizienzwirddieZeit,diemandraußenverbringenmuss,möglichstgeringgehalten.
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