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nigeJahrhundertespäterdorteinerderweltweitwichtigstenFlughäfengebautwurde,derinzwischen
in der Kommunalverwaltung als eigener Stadtteil behandelt wird.
Frankfurt war im Besitz der verschiedensten Völker und Königshäuser. Es etablierte sich als erste
AnlaufstellefürKönigswahlen-eineVeranstaltung,diedamalsals»HeiligesRömischesReichdeut-
scher Nationen sucht den Superstar« bekannt wurde und auf den Wochenmärkten in Sachsenhausen
das Thema Nummer eins unter der Bevölkerung war. Die gewählten Könige allerdings nutzten die
erste Gelegenheit, die sich ihnen bot, um aus der Stadt zu fliehen, bevor ihre Kontrahenten sie mit
Apfelwein vergifteten. Ihr Königshaus wollten sie dann doch anderswo haben als im Gallusviertel.
Wiederstritt mansichumFrankfurt.Malmachten sichdiePreußenbreit,maldieÖsterreicher,mal
die Wiesbadener.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bot sich für Frankfurt die Chance zum Neuanfang. Die Stadt begann,
ihre Minderwertigkeitskomplexe in städtebauliche Maßnahmen zu kanalisieren. Diese stolze Traditi-
on lebt heute im Bau von Bankenphalli fort. Auch bei der Wahl zur Bundeshauptstadt ging Frankfurt
leer aus und landete hinter Bonn, einem mythischen Ort der Kakaoplantagen und des Samba (zumin-
dest in der Wahrnehmung von Konrad Adenauer).
Die Geschichte der Stadt hat sich im Gemüt der Frankfurter niedergeschlagen. Und weil es die ein-
zige relevante Stadt in Hessen ist, strahlt das sogar ins restliche Gebiet des Landes ab. Der Hesse
ist immer der Meinung, dass ihm übel mitgespielt wird und dass er dagegen machtlos ist. Entspre-
chend klingt das Frankfurterische in fremden Ohren - wie jemand, der es schafft, 50% zu jammern
und gleichzeitig 50% auf die Welt zu schimpfen, selbst wenn er nur Brötchen bestellt. In dieser Hin-
sicht sind Frankfurter die Geistesverwandten der Berliner, nur dass die Frankfurter sich dabei nicht
auf einen imaginären Weltstadt-Status berufen. Auswärtige erkennt der Frankfurter daran, dass ein
Grundoptimismus in deren Stimme mitschwingt, was sie für Frankfurter gleich verdächtig macht.
Möchten Sie selbst in der Stadt untertauchen und wie ein Frankfurter sprechen, sollten Sie sich Hals-
schmerzen zulegen, ein Depressivum einwerfen und beim Sprechen die Lippen niemals weiter als 1
Zentimeteröffnen.WollenSieinFrankfurtleben,solltenSiesichvoneinemgutenPsychiaterbeglei-
ten lassen (es sei denn, Sie arbeiten in einer der Banken, da ist das automatisch Teil der Vergütung).
Sind Sie tatsächlich in Frankfurt gestrandet, empfehlen sich Kohletabletten. Denn alles, was Sie be-
stellen, wird mit »Grüner Soße« garniert. Traditionell sind es Eier und Kartoffeln, die mit dieser ra-
dioaktiv leuchtenden Pampe überzogen sind, doch der Trend geht neuerdings dahin, auch andere Ge-
richtedamitzupimpen. ALLE anderenGerichte.InzwischenhatmananderHauptwacheschonBrat-
wurst mit Grüner Soße und in Sachsenhausen Döner mit Grüner Soße entdeckt. Eine Salamipizza
mitGrünerstattTomatensoßeistnochimexperimentellenStadium(vermutlichineinemvergessenen
Geheimlabor auf einem verlassenen US-Stützpunkt und ohne das Wissen der Bundesregierung). Es
dürftenureineFragederZeitsein,biseineBurgerbräterkettedenGreenCheeseburgeraufdenMarkt
bringt (in der Kinderpackung mit einem kleinen Plastik-Goethe, der Furzgeräusche von sich gibt).
Ähnlich verhält es sich übrigens mit »Handkäs mit Musik«, der im Ersten Weltkrieg zur chemischen
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