Travel Reference
In-Depth Information
Campingmesser zerlegte und die entstandenen Würfel mit Senf
bestrich. Wenig später machte man die traditionsreiche Gaststätte
dem Erdboden gleich.« Diese Anekdote zeigt, wie groß die Verant-
wortung fremder Reisender in Bayern ist. Wer möchte schon, dass
wegen eines Flüchtigkeitsfehlers beim Bestellvorgang ganze Häu-
serfassaden fallen?
Fragen Sie auch bitte niemals eine Metzgerin, warum Leberkäse
weder Leber noch Käse enthält, ich habe an der Münchner Lud-
wig-Maximilians-Universität ein ganzes Semester lang im Rahmen
eines Sprachwissenschaftsseminars versucht, die Wortgeschichte
des Begriffs »Leberkäse« aufzuklären - die Faktenlage, wie also der
Leberkäse zu seinem Namen kam, ist alles andere als sicher.
Dass die Weißwurst das Zwölfuhrläuten nicht hören darf, ist eine
alte Regel, die früher einen triftigen Grund hatte: Die Wurst soll-
te möglichst frisch sein. Heute sind die Weißwürste haltbar und
können auch nach zwölf Uhr genossen werden, ohne dass einem
der Magen explodiert. Aber wundern Sie sich nicht über den einen
oder anderen dummen Spruch, sollten Sie abends um acht Uhr eine
Weißwurst ordern. Man isst abends keine Weißwurst. Als Beilage
zur Weißwurst verzehrt man Brezn. Gegen den Durst trinkt man
Weißbier. Die Brezn heißt wirklich so und keineswegs »Prätzl«,
»Brezel«, »Breze« oder »Hörnchen«. Wer in einer bayerischen Bä-
ckerei einen »Berliner« bestellt, wird staunende Blicke ernten. Das
Gebäck heißt bei uns Krapfen.
Auch was die Auswahl der Getränke angeht, muss der höliche Rei-
sende aufmerksam sein: Bier mit Cola zu mischen wird in Bayern
als Unsitte empfunden. Ein Radler, also Limonade mit Bier, das
wird geduldet - es ist ja vielleicht sogar eine bayerische Erindung.
Eine der vielen kühnen Entstehungstheorien besagt, dass das Rad-
ler von dem Wirt der Kugler-Alm in Oberhaching, Franz Xaver
Kugler, im Jahr 1922 erfunden worden ist, als der Sommertag heiß
Search WWH ::




Custom Search