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Sonderfall mit verschärften Bedingungen: die Flugzeug-
kabine
Sämtliche Regeln zur Hygiene-Umgangsform gewinnen an Brisanz
mit mangelnden Ausweichmöglichkeiten, mit Enge, begrenztem
Raum und Überfüllungstendenzen, und diese Konstellation von
Umständen ist in unserer spätmodernen, massenmobilen Gesell-
schaft besonders auf Reisen gegeben. Zum Beispiel in einer durch-
schnittlichen Flugzeugkabine. Heutzutage, da das Fliegen (übrigens
in jeder Klasse) viel von seinem Zauber verloren hat, muss man
über den Wolken mit Enge und ungewollter Nähe rechnen, und
nachdem man die üblichen Zumutungen der Sicherheitskontrollen
und Verspätungen ertragen hat und endlich in der Maschine sitzt,
ist man eigentlich schon froh, wenn der Nachbar oder Hintermann
seine chronische Bronchitis im Zaume hält.
Immer wieder beleben ja Bazillenphobiker und auch andere Leute
die Diskussion um Keime und Infektionsgefahren in der Flugzeug-
kabine; diese Diskussion ist quasi so alt wie der Massenlugverkehr,
und gegen den unsichtbaren Feind hat eine indige Industrie allerlei
Mittelchen hervorgebracht: von gezielter Medikation über spezielle
Prophylaxe-Pillen (wie sie besonders in den USA beliebt und dort
in jedem Drugstore erhältlich sind) bis hin zur Empfehlung, die in-
dividuelle Belüftung an Bord so einzustellen, dass das Luftfeld vor
einem tüchtig verwirbelt werde, was die Bazillen quasi wegquirle.
Nun, ich kann Sie beruhigen. Fall Sie einen Sitznachbarn haben,
der unausgesetzt niest oder hustet, müssen Sie nicht panisch wer-
den. Unabhängige Studien zeigen, dass die Konzentration biolo-
gischer Mikroorganismen entgegen landläuiger Meinung in einer
Flugzeugkabine sehr viel geringer ist als etwa bei anderen Formen
des öffentlichen Verkehrs.
Das heißt natürlich nicht, dass Dauernieser und Permanenzhus-
ter in unmittelbarer, intimraumbedrohender Nähe und ohne Aus-
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