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bis hin zur Auffassung, dass mit dem Niesen das Herz aufhöre,
zu schlagen und durch »Bless you!« wieder in Schwung komme.
Natürlich gibt es auch hier die Version von »Bless you« als ganz
konkreten Segenswunsch gegen die Pest, auch hier übrigens wieder
nicht so sehr zugunsten der Gesundheit des Niesenden geäußert,
sondern für den, der dem Niesen ausgesetzt wurde.
Auch im angelsächsischen Raum gilt also grundsätzlich: Wenn
jemand niest, ignoriert man das am besten und beschränkt sich
darauf, im Bedarfsfalle ein Papiertaschentuch anzubieten. Hinge-
gen ist es gute Form, in England, Europa, Amerika und anderswo,
sich für ein Niesen (besonders wenn man etwa eine Besprechung
oder Darbietung unterbrochen hat) kurz zu entschuldigen. Im
Vereinigten Königreich und besonders auch in den Vereinigten
Staaten von Amerika ist das Weglassen von »Excuse me« oder
»Pardon me« im Anschluss an einen oder gar mehrere Nieser ein
größerer Fauxpas.
Die umständlichere Chronologie wäre also: Nieser - Entschuldi-
gung - »Gesundheit« bzw. »Bless you« - Bedankung. Die theore-
tisch bessere Abfolge ist schlicht: Nieser - Entschuldigung. Ende.
Theoretisch, aber nicht immer praktisch besser. Denn in jedem Fall
ist es richtig, »Gesundheit« oder »Bless you« zu sagen, wenn man
Grund hat, davon auszugehen, dass das Gegenüber dies erwartet
und seinerseits brüskiert wäre, falls es ausbliebe. Genauso wie man
sich für »Bless you« oder »Gesundheit« zu bedanken hat, falls man
Grund zur Annahme hat, dass ein ausbleibender Dank Irritation
auslösen oder als unhölich empfunden werden könnte. Es geht
hier einfach um Teilnahme, Empathie, die Grundmotivation der
Umgangsform; und das Beispiel des Niesens zeigt uns sehr schön,
dass eben bei der richtigen Umgangsform auch immer die Erwar-
tungen des anderen eine Rolle spielen und die Rückbesinnung auf
die Frage: Worum geht es eigentlich bei Manieren? Es geht darum,
seinen Mitgeschöpfen so wenig Unbehagen und Peinlichkeiten wie
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