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pas gilt. (Sich anschließend die Hände zu reinigen ist Plicht - und
übrigens unter Umständen leichter als eine Reinigung der Armbeu-
ge.) Und noch ein Wort zu Stofftaschentüchern. Das Wort lautet:
Nyurgh! Damit will ich sagen: Stofftaschentücher sind nicht nur
aus hygienischen und seuchenpolizeilichen, sondern auch aus ge-
schmacklichen Gründen strikt abzulehnen. Auf meiner persönli-
chen Tabu-Liste rangieren Stofftaschentücher auf einer Stufe mit
clogförmigen Plastikschuhen, also ganz oben.
Manche Menschen, und interessanterweise auch sonst stille, in sich
gekehrte, niesen wahnsinnig laut. Doch auch dann gilt in der eng-
lischsprachigen Welt der Grundsatz: Wir alle ignorieren den Vor-
gang. Es ist seit jeher, auch wenn es neuerdings als Innovation ver-
kauft wird, grundsätzlich weniger manierlich, »Gesundheit« bzw.
»Bless you« zu sagen, nachdem jemand geniest hat, als den Vorfall
zu ignorieren. Dies vor allem deshalb, weil durch die Kommentie-
rung des Niesers einerseits eine mögliche Störung (zum Beispiel
einer Sitzung oder Vorstellung) infolge des Niesens bloß verlängert
und andererseits vor allem nur Aufmerksamkeit auf einen Fauxpas
gelenkt wird. Das ist, wie gesagt, der Grundsatz, den sich auch der
Besucher der angelsächsischen Sphäre mit Vorteil einprägt. Auf die
Ausnahmen kommen wir gleich. Darüber hinaus ist übrigens die
gängige Theorie, dass »Gesundheit« historisch - aus den Zeiten der
Pest, als deren mögliches Anzeichen das Niesen galt - nicht etwa als
Genesungswunsch an den Niesenden, sondern als Abwehrbitte des
Sprechenden zu verstehen sei, der Ausspruch also eigennützig mo-
tiviert ist, was ja nun gerade das Gegenteil von Manierlichkeit be-
deutet. Während der Angelsachse immerhin »Bless you« sagt, was
zwar bezogener, aber auch irgendwie verhängnisgeweihter klingt.
Die historischen Erklärungen für »Bless you« sind weit gefächert:
vom Glauben, dass mit dem Niesen die Seele oder Lebensgeister
ausgeschleudert würden, über die Ansicht, dass das Niesen den
Körper für eine Invasion des Teufels anfällig mache bzw. den Ver-
such des Körpers darstellte, den Einfall böser Geister abzuwehren,
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