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möglich zuzumuten. Da kann es unter Umständen in praxi gebo-
ten sein, theoretische Regeln zu missachten, die man im Bedarfsfall
selbstverständlich virtuos beherrscht.
Husten
Die Leute scheinen permanent zu husten. Überall und andauernd:
in Konzertsälen, Verkehrsmitteln, Restaurants. Gelegentlich hört
man eigentlich nur noch Husten im öffentlichen Raum. Beson-
ders grauenvoll ist das In-den-Nacken-Husten bei Warteschlangen
oder in anderen Überfüllungssituationen, so etwas ist natürlich
sehr schlechtes Benehmen. (Hier zeigt sich deutlich: Manieren sind
auch ein Kommunikationsmittel.) Sie werden Huster im öffentli-
chen Raum auch in England hören, allerdings wahrscheinlich weni-
ger Nackenhuster in Warteschlangen abbekommen, denn das ma-
nierliche Schlangestehen (fachsprachlich »queuing« - im Gegensatz
zum weniger manierlichen amerikanischen »standing in line«) wird
im Vereinigten Königreich als nationale Tugend betrachtet und
geplegt. Grundsätzlich gilt, auch in der angelsächsischen Sphäre:
Husten, besonders den größeren, lauteren, Ernest-Borgnine-mäßi-
gen, bitte am besten in die Armbeuge, zur Not in die Hand, nie-
mals einfach in die Welt hinaus. Gerade bei Monsterhusten, der
womöglich auch noch unterbrechend wirkt, ist anschließend eine
kurze Entschuldigung angebracht. Darüber hinaus gilt: Wenn Sie,
zum Beispiel aufgrund einer Affektation oder Infektion, ständig
husten müssen, sollten Sie die Öffentlichkeit meiden. Oder we-
nigstens Konzertsäle. Eine Binsenweisheit, die offenbar leider zu-
nehmend in Vergessenheit gerät.
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