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von dem wir noch viel mehr lernen als auf dem College: ein Land
voller Reichtum und Armut, ein dynamisches, atemloses Land, das
doch auch zutiefst gelassen ist, chaotisch, ordentlich und bunt, dre-
ckig, sauber und würdevoll. Indien und seine Menschen beschen-
ken den fremden Gast mit faszinierenden Widersprüchen.
Kleidung: das weiße Wunder
Wenn die Männer des Dorfes früh morgens auf ihren Bus warten,
sind ihre Hemden, Hosen und Hüte strahlend weiß. Fast leuch-
tet der Stoff auf ihrer dunklen Haut. Sie fahren zu ihrer Arbeit,
zu einem Fahrradladen vielleicht, einem Imbiss-Stand oder einer
Baustelle. Für ein paar Rupien arbeiten sie den ganzen Tag. Wenn
sie zurückkehren, sind ihre Hosen verstaubt, ihre Hände ölig. Und
jeden Morgen warten sie wieder, ganz in Weiß.
In dem Dorf, 130 Kilometer südöstlich von Mumbai, leben 5 500
Menschen. Es nennt sich Paud, hier gibt es ein Krankenhaus, vier
Schneider, ein Restaurant - und insgesamt fünf Waschmaschinen.
Sie gehören dem Waisen- und Krankenhaus, der Reinigung. Privat
besitzt niemand eine.
Jeden Tag sitzen Frauen am Flussufer. Ihre bunten Saris haben sie
hochgekrempelt, ihre dünnen Beine sind von der Sonne dunkel-
braun, ihre Füße verkrustet mit zentimeterdicker Hornhaut. Bar-
fuß hocken sie auf den Felsen, reiben Stoffe mit blauer Seife ein,
tauchen sie in das lauwarme, bräunliche Wasser, schlagen sie gegen
die Ufersteine. Wenige Meter weiter lussaufwärts stehen zwei Kühe
im knietiefen Fluss, ihr Besitzer bespritzt sie mit Wasser, während
sie trinken. Vergnügt winken die Frauen dem Bauern zu. Sie sitzen
am Fluss, waschen Saris, Kinderklamotten, Bettwäsche, Männer-
hosen. Nur Hemden nicht, die werden sie im Dorf in der Reini-
gung abgeben, einer winzigen Wellblechhütte, in der eine einzige
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