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sischen Gruppe mit seiner kritischen Meinung besser zurückhält.
Einerseits überschätzen wir in der Regel unseren Wissensstand und
andererseits verfallen manche Westler allzu schnell in eine mora-
lisierende Predigt, was deinitiv nicht harmoniefördernd ist. Ein
derartiges Verhalten würde umgekehrt auch bei uns Verlegenheit
auslösen.
Beim Aufbau von Geschäftskontakten für Projekte, bei denen viel
Geld auf dem Spiel steht, empiehlt sich natürlich eine professio-
nelle Vorbereitung. Man sollte lernen, wie Visitenkarten zu überge-
ben sind, nämlich mit beiden Händen, und sich gute Mitbringsel
überlegen (Messer sollen weniger gut sein, außer sie sind klappbar,
rot gerandet und es stehen die prestigeträchtigen Worte »Made in
Switzerland« drauf ). Der höchste Vertreter in einer Hierarchie wird
zuerst begrüßt und alle Personen sollten stets mit ihren Titeln plus
Vornamen angesprochen werden, die Nachnamen kann man weg-
lassen. Die Sitzordnung auf Banketten ist eine eigene Wissenschaft.
Eine Einführung in diese Materie durch einen Chinesen, beispiels-
weise durch den Dolmetscher, macht in diesem Zusammenhang
Sinn.
Manche Bücher berichten von Saufgelagen, lautem Lachen und
Knochen, die bei Geschäftsessen auf den Tisch gespuckt werden.
Derartige Orgien unter vorrangig männlichen Geschäftspartnern
existieren ganz unumstritten, die feine Art ist das in China sicher-
lich nicht.
Zu welcher Verwirrung diverse Ratgeber oder Kurse im interkul-
turellen Umgang führen können, erlebe ich in China übrigens mit
umgekehrten Vorzeichen. Mehr als nur ein Chinese, mit dem ich
einen ganzen Abend verbringe, befragt mich kein einziges Mal über
mich. Keine einzige Frage über meine Vorlieben, keine über mein
Leben daheim in Wien. Geredet wird nur über das »Geschäft«. Ich
wundere mich über derart wenig Interesse an meiner Person und
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