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zögere im Gegenzug sogar selbst, derartige Fragen zu stellen. Dem-
gegenüber steht in unseren deutschen China-Ratgebern, dass Chi-
nesen üblicherweise viele private Fragen stellen. Der Grund für das
scheinbar geringe Interesse ist schnell erklärt: Deutsche gelten als
sensibel, wenn es um ihre Privatsphäre geht. Meine Gesprächspart-
ner ziehen es daher vor, derartige Themen nicht anzusprechen. Das
wurde ihnen in interkulturellen Kursen so eingetrichtert. Manch-
mal können Regeln hinderlich sein.
In China sind in letzter Zeit immer mehr Benimm-Ratgeber auf
dem Büchermarkt erhältlich. Sie richten sich an Chinesen, die die
guten Umgangsformen ihrer eigenen Kultur erlernen möchten.
Am Ende meiner Reise fühle ich mich in meiner Einschätzung aus
Hongkong einmal mehr bestätigt: Uns Europäer verbindet mit den
Chinesen mehr, als wir gemeinhin glauben.
Ich bin kein Soziologe, kein Philosoph, kein Kulturwissenschaftler,
vielleicht sind meine Gedanken naiv. Wir sollten aber, davon bin
ich überzeugt, weniger über das Trennende schreiben und stattdes-
sen häuiger die Gemeinsamkeiten herausstreichen. Im Umgang
mit Menschen aus anderen Kulturkreisen käme uns dann wahr-
scheinlich einiges nicht mehr so »chinesisch« vor.
Literatur
Lin Yutang: Weisheit des lächelnden Lebens , Stuttgart/Berlin: Deut-
sche Verlags-Anstalt, o. J. (vermutlich 1937).
Müller, Lothar: Weiße Magie. Die Epoche des Papiers , München:
Carl Hanser Verlag, 2012.
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