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fe. Das Ausspucken war in Europa lange Zeit eine Gewohnheit,
die wohl erst durch Gesetze eingedämmt wurde. In den gehobenen
Restaurants der Volksrepublik verschwanden sie langsam, aber si-
cher ab den 1980er-Jahren. Mittlerweile gilt das Spucken bei Tisch
in halbwegs gebildeten Kreisen als Tabu. Fest steht aber auch, dass
noch massenhaft Wasser vom Jangtsekiang ins Ostchinesische Meer
ließen wird, bevor in China das Ausspucken gänzlich der Vergan-
genheit angehört. Trotzdem lässt sich sagen, dass Chinesen im Prin-
zip dieselben Verhaltensweisen als ekelerregend empinden wie wir.
Spätestens seit Knigges legendärem Ratschlag-Kompendium sind
wir im deutschen Sprachraum an mehr oder minder konkrete
Empfehlungen für den »richtigen« Umgang mit unseren Mitmen-
schen gewohnt. Deutsche suchen in der Regel den direkten, mög-
lichst efizienten Weg und streben nach einer klaren Abgrenzung
des Richtigen vom Falschen. Eben diese scheinbare Selbstverständ-
lichkeit ist in China oft der Auslöser für Irritation. Im Vordergrund
steht in China das Streben nach sozialer Harmonie, nicht die ohne-
hin notwendige Nahrungsaufnahme. Diese Harmonie entsteht im
Wesentlichen durch ein gegenseitiges »Gesicht-Geben« und einer
damit verbundenen kontinuierlichen Versicherung gegenseitiger
Wertschätzung. Auch die westliche Welt kennt dieses Konzept.
Man denke nur an das Unbehagen, das innerhalb einer Gruppe zu
spüren ist, wenn eines seiner Mitglieder verbal angegriffen wird.
Derjenige, der das Gesicht nimmt, verliert es dabei in der Regel
selbst. Worte der Wertschätzung hingegen heben sowohl das An-
sehen des Lobenden als auch jenes des Gelobten. In China, wo für
das Konzept des »Gesicht-Gebens« die Bezeichnung »Miànzi« ver-
wendet wird, durchdringt es ungleich stärker das Gesellschaftsleben
und wird daher viel bewusster eingesetzt. Wer den hohen Wert der
Harmonie erkannt hat, der hat in China ein schönes Leben.
Der Auslug mit Kevin hat mich neugierig auf die bäuerliche Kü-
chenkultur gemacht. Unweit der Stadt Huai'an, im Kerngebiet der
