Travel Reference
In-Depth Information
Weltbild nicht gar so weit voneinander entfernt, wie wir gemeinhin
glauben.
Ein hölicher Umgang ist uns allen ebenso wichtig wie hygienischer
Anstand. Selbst die Entwicklungen in der Lebensmittelindustrie
werfen dieselben Fragen auf, wie der Auslug in die Umgebung von
Nanjing gezeigt hat.
Auf meiner Chinareise treffe ich freilich auch weniger galante Zeit-
genossen. Wie überall auf der Welt korrelieren auch in China die
Umgangsformen im Allgemeinen mit der sozialen Stellung und
dem Bildungsgrad, vereinfacht könnte man auch sagen mit dem
Wohlstand. Der ist derzeit noch höchst ungleich verteilt. Dem be-
reits recht gut entwickelten Osten steht ein wirtschaftlich zurück-
gebliebener Westen gegenüber, zudem gibt es ein spürbares Gefälle
zwischen urbanen und ländlichen Gebieten. Während ein Büroan-
gestellter in Shanghai mittlerweile eine ähnlich hohe Qualiikation
aufweist wie seine Berufskollegen in Wien oder Hamburg, lässt der
Bildungsgrad der chinesischen Landbevölkerung derzeit noch kei-
nen schmeichelhaften Vergleich mit dem Westen zu.
Auf das häuig beobachtete Ausspucken auf Chinas Straßen an-
gesprochen, verziehen gebildete Chinesen das Gesicht. »Wie ek-
lig«, sagt eine Bekannte in Shanghai, »Ich kenne niemanden, der
so etwas macht.« Sie ist für eine PR-Agentur tätig. Die Regierung
versucht seit vielen Jahren, diese ihr offensichtlich peinliche Verhal-
tensweise ihrer Bürger einzudämmen. Vor allem in den neuen und
auffallend sauber gehaltenen Busstationen oder Bahnhöfen wird
auf großen Schildern auf das Spuckverbot hingewiesen.
Gerade beim Thema des Ausspuckens sollte sich der Besucher aus
Europa aber zunächst die eigene Geschichte vor Augen halten. Erst
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verschwanden in Europa
die vorrangig für Kautabak-Konsumenten aufgestellten Spucknäp-
Search WWH ::




Custom Search