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verbundenen Umweltbelastung indet in dieser Hinsicht langsam
ein Umdenken statt.
Eine solche Gelegenheit lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Am
folgenden Tag stehen wir nach einer knappen Stunde Fahrt vor ei-
nem einfachen Haus, irgendwo im Nirgendwo. Über ein paar Trep-
pen geht es dort durch einen Vorraum weiter in den Innenhof, den
ein zentraler Steinbrocken ziert. Rundum gruppieren sich neben
der Küche mehrere schlichte, aber geplegte Speiseräume, in denen
jeweils ein riesiger Tisch steht.
Im Reich der Mitte wird zumeist an runden Tischen gegessen, auf
denen drehbare Glasplatten angebracht sind, die das Weiterreichen
der gleichzeitig aufgefahrenen Gerichte erleichtern. Man sitzt im
Kreis, was die große soziale Bedeutung von gemeinsamen Mahl-
zeiten bezeugt. Als Konsequenz schließt man de facto andere, im
selben Raum Anwesende aus. In den »besseren« Restaurants stehen
private Räumlichkeiten mit jeweils einem Tisch zur Verfügung. Im
Gegensatz zum Westen, wo man stets in der Nähe anderer, fremder
Gäste speist und wo man vielleicht auch »gesehen werden« möchte,
ist das Essen in China eher eine private Angelegenheit.
Kevin und seine Frau sitzen unmittelbar neben dem Gastgeber, was
die beiden auf einem Geschäftsbankett als hochrangig einstufen
würde. Die Atmosphäre ist leger und freundschaftlich, beinahe eu-
phorisch, und wirkt sehr privat. Alle Anwesenden kennen einander,
nur wenige haben ihre Visitenkarten mitgebracht. Unser Chauffeur
sitzt ebenfalls am Tisch, was in China durchaus üblich ist. Fahrer
übernehmen häuig die Kasse und erfüllen dadurch eine über das
Kutschieren hinausgehende Funktion. Als Chauffeur von Gästen
darf er sich heute entspannt zurücklehnen. Der Gastgeber ist ein
heiterer Zeitgenosse und deinitiv lauter als die restlichen Anwe-
senden. Er hat in der Nähe eine riesige Fläche Land gekauft, die
er uns später zeigen möchte. Ich vermute nun, dass unserem Tref-
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