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Mächte wirtschaftlich am Boden und litt unter einem Bürgerkrieg.
Zudem sah sich China mit einem explosionsartigen Bevölkerungs-
wachstum konfrontiert und war zugleich hoffnungslos unterent-
wickelt, auch im Hinblick auf die Kanalisation in den Städten. Die
hygienischen Zustände waren denkbar schlecht. Nach der Macht-
ergreifung der Kommunistischen Partei im Jahr 1946 stabilisierte
sich die Situation zwar einigermaßen, den Status eines Entwick-
lungslandes legte China aber erst ab den 1980er-Jahren nach und
nach ab.
Ebenso wie die Hygiene litt auch die allgemeine Etikette unter den
politischen Verhältnissen. Sie wurde lange Zeit mit einem elitären
Denken in Verbindung gebracht und widersprach somit den of-
iziellen Zielsetzungen der Machthaber. Mit der wirtschaftlichen
Öffnung des Landes und der darauf folgenden dynamischen Ent-
wicklung der letzten 20 Jahre änderte sich das schlagartig. Der indi-
viduelle Wohlstand gilt nun - auch ofiziell - wieder als erstrebens-
wert. Hand in Hand geht damit das Bestreben, sich von der Masse
abzugrenzen. Was eignet sich hierfür besser als die Wiederbelebung
galanter Umgangsformen? Hölichkeit ist in China wieder salon-
fähig.
Im glücklichen Bauernhaus
Kevin schlägt mir spontan vor, ihn und seine Frau zu einem Aus-
lug aufs Land zu begleiten. Ein Freund lädt zum Mittagessen in
eine Farm. Das ist ein neuer Trend in China: Städter fahren aufs
Land, um sich dort bekochen zu lassen. Genannt wird das Gan-
ze »Nóng-Ji ā -Lè«, zu Deutsch »Glückliches Bauernhaus«. Was in
Europa schon lange Tradition hat, ist in China eine kleine Sen-
sation. Das Land hatte dort eigentlich noch nie einen sonderlich
guten Ruf. Bauern gelten als arm und ihre Lebensweise als wenig
erstrebenswert. In Zeiten wachsender Metropolen und der damit
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